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An Aktien führt kein Weg vorbei

Hohe Inflation, steigende Zinsen, Auswirkungen der Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg – viele Anleger schrecken aus diesen Gründen vor einem Aktienkauf zurück. Doch das ist falsch, denn langfristig führt an Aktien kein Weg vorbei.

„Lohnt es sich überhaupt, Geld an der Börse zu investieren?“, fragte mich vor kurzem ein Anleger. Da ich nicht sofort antwortete, fügte er noch schnell hinzu: „Wann geht es denn wieder mit den Kursen der Aktien nach oben?“

Ich stockte mit meiner Antwort. Nicht, weil ich keine gehabt hätte, aber ich überlegte, ob ich die Kurz- oder die Langversion einer Entgegnung wählen sollte. Die Kurzvariante ist nämlich sehr kurz. Sie lautet schlichtweg: „Ja, es lohnt sich immer.“ Das zeigt allein ein Blick auf die langfristige Börsenentwicklung. Ein Anleger, der zum Beispiel Anfang der 1970er Jahre einen bestimmten Betrag in DAX-Aktien investiert hätte, wäre bis Ende 2022 auf eine jährliche Rendite zwischen sieben und acht Prozent gekommen. Hätte er zu Beginn der 2000er Jahre in DAX-Unternehmen angelegt, läge die jährliche Rendite immer noch bei vier bis sechs Prozent, je nach Einstiegszeitpunkt.

Diese beiden Zeiträume sind bewusst gewählt. Der versierte Anleger weiß: Beide Phasen waren sehr schwierig und durchaus mit der heutigen Unsicherheit vergleichbar. In den 70er Jahren stagnierte die deutsche Wirtschaft. Ein schwaches Wachstum, zum Teil sogar Rezessionen, hohe Arbeitslosigkeit und eine extreme Inflation von zeitweise über sieben Prozent ließen den DAX damals über Jahre in Agonie verfallen. Über mehr als zehn Jahre ging es seitwärts. Zu Beginn der 2000er Jahre platzte die sogenannte Tech-Blase. Allein der DAX verlor, obwohl gar nicht mal so techlastig, von knapp 8.000 auf deutlich unter 3.000 Zähler. Trotz dieser Verluste, trotz eines denkbar schwierigen Einstiegszeitpunkts, unter dem Strich hätte es sich gelohnt.

Eingebauter Inflationsschutz

An diesen wenigen Beispielen sieht man, dass Aktien jederzeit ein Investment wert sind. Selbst wenn es am Anfang ungünstig läuft, sie bleiben ein lohnendes Investment. Das hat einen handfesten Hintergrund: Der Aktienmarkt ist ein Spiegelbild unserer Wirtschaft – und die wächst nun mal unter dem Strich. Aktienkurse steigen, das zeigen Untersuchungen, über die Jahrzehnte im Mittel um die Inflationsrate plus den Produktivitätszusatz, der in der Vergangenheit bei etwa zwei Prozent im Jahr lag. Damit besitzen Aktien eine Art eingebauten Inflationsschutz. Selbst dann, wenn sie in Phasen, in denen die Inflation sehr hoch ist, verlieren, weil die Zinsen stark steigen, holen sie diese Verluste langfristig wieder auf.

Aber, an diesem „Aber“ scheitern viele Anleger, dazu ist Geduld erforderlich. Sie ist Voraussetzung für Erfolg an der Börse. Selbst so mancher professioneller Investor scheitert daran, wird bei fallenden Aktienkursen hektisch und verkauft übereilt seine Positionen. Dabei wissen wir spätestens seit Andre Kostolany: „Wenn es an der Börse nach unten geht und Du verkaufst alles, dann bist Du auch nicht dabei, wenn es wieder nach oben geht.“

Milliarden für den Klimaschutz

Das gilt gerade auch in der aktuellen Situation. Inflation, Zinsen, Corona, Ukraine-Krieg – welcher Anleger mag jetzt noch investieren? Verständlich, aber nicht unbedingt richtig. Trotz der großen Unsicherheiten, unsere Wirtschaft wächst. Im zurückliegenden Jahr hat das deutsche Bruttoinlandsprodukt immerhin um 1,9 Prozent zugelegt, in diesem Jahr werden es vielleicht nur 0,2 Prozent sein, sagen Schätzungen, im kommenden Jahr dann wieder 1,5 Prozent. Zugleich steht die Welt vor großen Herausforderungen. Allein der Umbau der Wirtschaft hin zur Klimaneutralität erfordert Milliardeninvestitionen. Das ist für die Konjunktur eine riesige Chance. Allerorten fehlen Fachkräfte, die Unternehmen suchen händeringend nach neuen Mitarbeitern – und das nicht, weil die Wirtschaft stagniert, sondern weil sie wächst.

Geduld statt Bedenken

Vor diesem Hintergrund vor einem Aktieninvestment zu warnen, scheint mir ein Unding. Die Investition und der Vermögensaufbau mit Aktien ist trotz aller Bedenken die erste Wahl. Nur Geduld muss man schon mitbringen. So, das war nun die lange Variante der Antwort auf die eingangs gestellt Frage: „Lohnt es sich überhaupt Geld, an der Börse zu investieren?“ „Ja, es lohnt sich immer“ – mehr Worte hätte es eigentlich aber auch gar nicht bedurft.


Gastautor Dr. Markus C. Zschaber ist Gründer der V.M.Z. Vermögensverwaltungsgesellschaft in Köln. Weitere Beiträge von ihm und anderen Vermögensverwaltern finden Sie auf www.v-check.de.