Die Aktienquote deutscher Privathaushalte ist extrem niedrig. Daher zählt jeder Privatanleger, der sich für Aktieninvestments interessiert und zumindest einen Teil seines Vermögens nach eigenen Vorstellungen investieren möchte.
Doch wie dabei vorgehen? Zunächst muss man sich selbst gründlich einschätzen: die eigene Disziplin, das Interesse und die zur Verfügung stehende Zeit. Je mehr man sich selbst um sein Portfolio kümmern möchte, desto höher ist der eigene Rechercheaufwand.
Umgang mit Ad-hoc-Meldungen
Mit Ad-hoc-Meldungen werden Pflichtmitteilungen bezeichnet, die Emittenten von Finanzinstrumenten zeitnah zur Verfügung stellen müssen. Ziel ist es, möglichst alle Aktionäre gleichzeitig über relevante Sachverhalte zu informieren. Allerdings ist es dann meist schon zu spät, da die Aktienkurse sofort auf solche Nachrichten reagieren. Man sollte auch nicht pauschal antizyklisch handeln, also „blind“ bei schlechten Nachrichten kaufen und bei guten Nachrichten verkaufen. Allerdings sollte man grundsätzlich von Unternehmen Abstand halten, die häufiger mit negativen Ad-hoc-Meldungen aufgefallen sind.
Investor Relations – hilfreich oder nur Marketing?
Von der Abteilung für Investor Relations erhält man in der Regel aktuelle Standardinformationen, beispielsweise zu Kapitalmaßnahmen und auch allgemeine Informationen zum Unternehmen. Man muss dabei berücksichtigen, dass es sich um Unternehmenskommunikation handelt, bei der die Kontaktpflege zu den Aktionären im Vordergrund steht. Gleichzeitig hat dieser Bereich die Aufgabe, zumindest größere Investoren und deren Meinung zum Unternehmen zu kennen. Dadurch ist es leichter möglich, eine Einschätzung bei Kapitalmaßnahmen oder möglichen Übernahmen zu treffen. Eine objektive Information für die Optimierung von Kauf- oder Verkaufsentscheidungen sollten Privatanleger allerdings ebenso wenig erwarten wie eine besonders kritische Auseinandersetzung mit dem eigenen Unternehmen.
Expertenrat als Ergänzung
In Ergänzung zu dem mit der Zeit entstehenden Know-How“ empfehle ich, zumindest in den ersten Jahren, den regelmäßigen Kontakt zu einem unabhängigen Experten. Natürlich entstehen dadurch zusätzliche Kosten. Aber gerade in der Anfangsphase können Fehler, die häufig durch zu viel Emotionalität und mangelnde Disziplin entstehen, vermieden werden. In der Zusammenarbeit mit einem Experten kann auch zunächst die Grundstruktur des Portfolios aufgebaut werden. Daraus ergibt sich dann auch die maximal tolerierbare Aktienquote innerhalb eines Vermögens. Erst danach sollte die Einzeltitelauswahl erfolgen, wobei auf Diversifikation hinsichtlich Region, Währungen und Branchen zu achten ist. Auf jeden Fall ist es vorteilhaft, wenn „Selbstentscheider“ das Geschäftsmodell der gewählten Unternehmen zumindest nachvollziehen können. So lässt sich die Zukunftssicherheit und die Marktposition eines Unternehmens besser einschätzen.
Fazit: Jedes Engagement ist zu begrüßen. Obwohl die Bundesregierung durch eine völlig verfehlte Konzeption der geplanten Finanztransaktionssteuer die wenigen Aktienanleger in Deutschland zusätzlich irritiert und belastet, ist ein gut strukturiertes Portfolio mit Aktienanteilen von 40 bis 50 Prozent in Form von aktiv verwalteten Fonds, ETF oder Einzeltiteln für eine renditeorientierte Altersvorsorge bzw. für alle langfristigen Ziele zwingend notwendig, um einen Vermögensaufbau zu ermöglichen. Das ist mit Festgeld, Sparbuch, Tagesgeld und Co. definitiv schon lange nicht mehr möglich.