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Abschwung am Aktienmarkt: Hochzinsanleihen als Indikator

Hochzinsanleihen, sogenannte High Yield Bonds, haben sich für viele Anleger zu einer interessanten Alternative in einem zinsschwachen Markt entwickelt.

Kupons in Höhe von sechs Prozent jährlich sind keine Seltenheit. Diesen hohen Zins bezahlen Anleger indes mit mehr Risiko. Die Ausfallwahrscheinlichkeit einer Hochzinsanleihe ist höher als die einer Unternehmensanleihe mit hervorragender Bonität.

Dazu tritt das Risiko langfristig steigender Zinsen. Steigt der Leitzins, dann sinken die Kurse, genau wie bei Staats- und Unternehmensanleihen. Auch konjunkturelle Rückschläge setzen Hochzinsanleihen in besonderem Maße zu. Ein Beispiel: Zwischen August und Dezember 2008, auf dem Höhepunkt der jüngsten Finanzkrise, brachen High-Yield-Anleihen rund um den Globus im Schnitt um 31 Prozent ein.

Der Absturz folgte einem einfachen Motto: Wenn die makroökonomischen Risiken steigen, verkaufen viele Investoren ihre risikoreicheren Papiere und suchen sichere Häfen, etwa AAA-Staatsanleihen. Damals fiel auch der US-Aktienmarkt massiv ab, von 11.700 Punkten im Dow Jones Mitte August 2008 bis auf 7.500 Punkte Mitte November.

Wiederholt sich Geschichte?

Nun hat sich in den vergangenen Wochen der Hochzinsmarkt in den USA wieder schlecht entwickelt. Wiederholt sich also die Geschichte? Der S&P 500 High Yield Corporate Bond Index, der die größten US-Hochzinsanleihen indexiert, fiel von rund 830 Punkten Mitte Januar auf 810 Punkte Anfang Februar und hat sich bis Mitte März nur auf knapp 815 Punkte hochgearbeitet. Zeitgleich hatte es den Dow Jones um gut 3.000 Punkte nach unten katapultiert. Mittlerweile steht der Index wieder bei knapp unter 25.500 Punkten, ist aber noch gute fünf Prozent von seinem 52-Wochen-Hoch von 26.616,71 (27. Januar 2018) entfernt.

In Konkurrenz mit Aktien

Besteht also eine enge Korrelation zwischen High Yield Bonds und Aktien? Der Verdacht drängt sich auf. Aufgrund ihrer Renditeaussichten, die sich weit oberhalb des durchschnittlichen Kapitalmarktzinses bewegen, konkurrieren die hochverzinslichen Anleihen klassischerweise mit der Aktie um Investoren. Insofern ist der Zusammenhang tatsächlich enger als zwischen Aktien und Anleihen im Investment-Grade-Bereich. Das bedeutet: Anleger, die Hochzinsanleihen kaufen, sind grundsätzlich ebenso gewillt, Aktien zu kaufen. Ein Rückzug der Investoren aus dem Markt für Hochzinsanleihen könnte deswegen eine bevorstehende Ebbe an den Aktienbörsen signalisieren.

Nächste Krise kann zügig entstehen

Der US-Aktienmarkt konnte sich in den vergangenen Tagen stabilisieren, doch die Erholung verlief zögerlich. Die Anleger sollten sich also nicht einfach zurücklehnen, sondern die Entwicklung genau verfolgen. Die nächste Krise kann in der aktuellen Situation durchaus zügig entstehen. Dabei sind weitere Zinssteigerungen genauso gefährlich wie eine mögliche Konjunkturflaute aufgrund der protektionistischen Entwicklungen. Die Investoren sind also gut beraten, auf die ersten Zeichen eines erneuten Abschwungs an den Hochzinsmärkten schnell zu reagieren. Auf diese Weise können Aktieninvestoren einem Wertverlust vorbeugen und die notwendige Liquidität schaffen, bei niedrigeren Kursen wieder einzusteigen, um vom Rebound zu profitieren.


Ab und zu schreiben Experten für das Deutsche Institut für Altersvorsorge (DIA), die nicht zum Kernteam gehören. Aber was bedeutet das schon. Gäste empfängt man immer am wärmsten.

Wie Dr. Martin Stötzel. Er ist Managing Partner bei Rhein Asset Management in Luxemburg und Düsseldorf.