Website-Icon DIA Altersvorsorge

Altersvorsorgesysteme im Ländervergleich

Innerhalb eines Jahrzehnts verbesserte Deutschland sein Altersvorsorgesystem um fast 25 Prozent. Im globalen Vergleich optimierte die Bundesrepublik ihr System damit am stärksten.

Das gilt sowohl für die Gesamtentwicklung innerhalb von neun Jahren als auch im Vergleich zum Vorjahr. Trotz dieser guten Nachricht muss gerade beim Thema „Nachhaltigkeit“ noch viel getan werden.

Zu diesen Einschätzungen gelangt der diesjährige Melbourne Mercer Global Pension Index 2017 (MMGPI), der zum neunten Mal in Folge Vorsorgesysteme weltweit auf den Prüfstand stellt. In der Studie werden alle drei Säulen der Altersvorsorge – gesetzlich, betrieblich, privat – berücksichtigt. Die Anzahl der untersuchten Länder nimmt seit Beginn 2009 zu. Am Anfang standen gerade mal elf Staaten zum Vergleich. In der aktuellen Erhebung sind es nunmehr 30. Deutschland liegt dabei im oberen Mittelfeld auf Platz 13. Damit steigerten sich die Deutschen zum Vorjahr um einen Platz, wenn man die neu hinzugekommenen Länder berücksichtigt.

Seit 2009 stark verbessert

Trotz eines leichten Abwärtstrends von 2014 bis 2016 verbesserte Deutschland nach dieser Auswertung sein Altersvorsorgesystem deutlich. Der deutsche Index ist seit 2009 über 15 Prozentpunkte nach oben geklettert. Das entspricht einer 25-prozentigen Verbesserung. Gestartet war Deutschland in der ersten Untersuchung mit nur 48,2 Prozent. Diese Zahl lag bedeutend unter dem damaligen Durchschnittswert (61,4 %). Nach einer stetigen Verbesserung aber knackten die Deutschen vor drei Jahren endlich die 60 Prozent-Marke. Seitdem wird der Gesamtindex nicht mehr unterschritten.

Anfangs untersuchte die Studie hauptsächlich wirtschaftsstarke Nationen. In den folgenden Jahren kamen dann auch Länder wie Indonesien, Argentinien, Malaysia oder Kolumbien hinzu. Das drückte die Gesamtbewertung. Im Vergleich zum Vorjahr hat Deutschland den höchsten Punktgewinn unter allen 30 Ländern. Das liegt aber wohl vor allem an der Einbeziehung des Wirtschaftswachstums. Dieser Faktor wurde neu in die Auswertung aufgenommen.

Angemessenheit und Integrität über dem Durchschnitt

Gemessen werden die Altersvorsorgesysteme anhand von drei Merkmalen: Angemessenheit, Nachhaltigkeit und Integrität. Diese drei Faktoren ergeben mit unterschiedlichen Gewichtungen den Index der jeweiligen Länder. „Angemessenheit“ ist in diesem Bewertungssystem am wichtigsten, da damit die derzeitigen Vorsorgeleistungen untersucht werden. Ebenso berücksichtigt werden Merkmale wie das Versorgungsniveau, steuerliche Anreize oder die Sparquote. Die freiwillige betriebliche Altersvorsorge fließt erstmals in den Indikator Nettoversorgungsniveau mit ein. Mercer-Rentenexperte Dr. Udo Müller erklärt dazu: „Durch diese Erweiterung wird die Realität besser abgebildet und die Vergleichbarkeit mit anderen Ländern stärker gewährleistet.“ Deutschland erreicht in diesem Jahr seinen eigenen Höchstwert von 76,5 Prozent und verbessert sich zum Vorjahr um über fünf Prozentpunkte. Damit wird der Durchschnittswert (61 %) erheblich überschritten.

Noch besser sieht es beim Kriterium „Integrität“ aus. Hier spielen Risikostreuung, staatliche Aufsicht, Governance und Kommunikation eine Rolle. Der Fokus liegt dabei insbesondere auf der privaten Altersvorsorge. Im Bereich Integrität wächst unter allen untersuchten Nationen Deutschland seit Beginn der Studie am stärksten. Bei einem relativ konstanten Durchschnittswert um die 70 Prozent steigert die Bundesrepublik ihren Faktor von rund 34 auf 74 Prozent um weit mehr als das Doppelte. Im diesjährigen Vergleich reicht es allerdings nur für Platz 18 von 30. Außerdem fiel der deutsche Sub-Index in den zurückliegenden drei Jahren wieder um einen Prozentpunkt.

Nachhaltigkeit des deutschen Systems schlecht

Geht es um die Frage, ob das gegenwärtige Rentensystem in Zukunft aufrechterhalten werden kann, lautet die Antwort: in Deutschland nur zu rund 41 Prozent. Beim Thema „Nachhaltigkeit“ der Altersvorsorge hinkt Deutschland seit fast einem Jahrzehnt hinterher. Die erreichten Werte liegen bis heute immer mindestens zehn Prozentpunkte unter dem Durchschnitt. Schuld daran ist der demografische Wandel. Im Vergleich zu 2016 ist aber eine Steigerung von über fünf Prozentpunkten zu verzeichnen. Die Ursachen dafür finden sich im ausgeglichenen öffentlichen Haushalt, der unter dem Punkt Staatsverschuldung in den Faktor Nachhaltigkeit mit einfließt. Ebenso wurde das reale Wirtschaftswachstum als Indikator in der Studie ergänzt. Beim Thema Nachhaltigkeit des Vorsorgesystems bleibt trotz Wachstum noch viel zu tun. Derzeit kommen die Deutschen beim MMGPI hier nur auf Platz 23.

Nach den Studienautoren können die Deutschen ihr Altersvorsorgesystem in folgenden Punkten verbessern:

Gewinner und Verlierer

Dänemarks Altersvorsorgesystem ist nach MMGPI das beste der Welt. Seit der Aufnahme in die Studie im Jahr 2012 belegen die Dänen durchweg den ersten Platz. Doch auch ihr Indexwert verschlechtert sich, ähnlich wie in Deutschland, seit 2014 kontinuierlich. Das zweitbeste Vorsorgesystem besitzen die Niederländer. Vor der Einbeziehung Dänemarks in die Auswertung waren sie die Spitzenreiter, seit 2012 dann untergeordnet auf Platz zwei. Auch das Heimatland der Melbourner Studie Australien ist seit fast einer Dekade in den Top 3.

Das schlechteste Altersvorsorgesystem unter den untersuchten 30 Ländern hat Argentinien. Gründe für die schlechte Platzierung lassen sich in der schwachen Wirtschaftsleistung, der hohen Inflation und den leeren Rentenkassen finden. Zu den „Vorsorgeverlierern“ gehören neben Argentinien ausschließlich asiatische Staaten. Japan fällt seit fast neun Jahren durch ein schlechtes Abschneiden auf. Das Land mit der ältesten Bevölkerung der Welt verweilt überwiegend auf den unteren drei Plätzen. Ebenso Wiederholungstäter in den Flop 3 sind Indien, China und Südkorea.