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Sache für Millionen, nicht für Millionäre

In die auf doppelte Haltelinien und Mindestrenten verengte Diskussion über die Zukunft der Altersvorsorge ist der Spitzenkandidat der Freien Demokraten, Christian Lindner, in eine notwendige marktwirtschaftliche Lücke gesprungen.

Für ihn basiert die private Altersvorsorge zu sehr auf Sparbuch und Staatsanleihen, was „verheerend angesichts der Mini-Zinsen“ ist.

„Wir müssen die Vorsorge in der Breite für Wertpapiere und Immobilienbesitz öffnen“, sagte der FDP-Bundesvorsitzende, der im Falle einer schwarz-gelben Regierungskoalition nach der Bundestagswahl als neuer Wirtschafts- oder auch Digitalisierungsminister gehandelt wird. Die Förderung der Aktienkultur dürfe „keine Sache für Millionäre, sondern von Millionen“ sein. Insgesamt geht es Lindner, der als neuer Hoffnungsträger der Liberalen gilt, um eine Erneuerung der Marktwirtschaft, um den Wohlstand auch in bewegten Zeiten zu sichern.

In der konservativen Schweiz ist die Grünliberale Jugend vor der am 24. September anstehenden Volksabstimmung über die Zukunft der Rentenfinanzierung mit einem aufsehenerregenden Vorschlag an die Öffentlichkeit getreten. Sie sieht in der Legalisierung und Besteuerung von Cannabis eine Finanzierungsquelle für die angesichts steigender Lebenserwartung der Menschen schrumpfenden Rentenkassen. Jedes Jahr verrauchten die Eidgenossen 60 Tonnen Gras, der unversteuerte Gewinn lande bei den Dealern. Dass Marihuana die Rentenzukunft sichern könne, wird vom politischen Gegner als „fertiger Blödsinn“ bezeichnet und dürfte wohl eher keine politische Wirklichkeit werden.

Beim Thema Altersvorsorge lohnt ein Blick über die Ländergrenzen

Ein Blick in die Alpenrepublik lohnt sich dennoch für jenen Tag, an dem in Deutschland Bundestagswahlen abgehalten werden. Die Schweizer stimmen über eine Reform der Altersvorsorge 2020 ab, welche die Renten ein Jahrzehnt sicherer machen soll. Nach zwei gescheiterten Volksabstimmungen muss die Altersvorsorge dringend an künftige Anforderungen angepasst werden.

Die drei Säulen seien angesichts der Alterung der Gesellschaft in Schieflage geraten. Wie Deutschland baut die Schweiz auf einem drei Säulen-System von gesetzlicher, betrieblicher und privater Vorsorge auf. Die allgemeine Versicherung unterscheidet sich allerdings fundamental von der Situation in Deutschland. So zahlen in der Schweiz alle Arbeitnehmer 10,3 Prozent ihres Gehalts in die Rentenkasse ein. Die Hälfte trägt der Arbeitgeber. Selbständige beteiligen sich mit 9,3 Prozent. Bei der Auszahlung erhalten aber jene, die hohe Anteile eingezahlt haben, höchstens das Doppelte der Mindestrente. Ein interessantes Modell. Dennoch schlägt sich die Schweiz mit Finanzierungsschwierigkeiten herum und ruft deshalb die Bürger an die Urne.

Schaut man sich die Altersvorsorgesysteme in unseren Nachbarländern an, so erscheint Österreich manchen Betrachtern geradezu als ein „Rentenparadies“. Im Schnitt erhalten die Rentner 500 Euro mehr als bei uns. 1.560 Euro bekommen die 2013 in Rente gegangenen Österreicher im Durchschnitt von der gesetzlichen Rentenversicherung und das 14mal. Die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung ist den gravierenden Unterschieden zwischen Deutschland und dem erheblich generöseren Österreich auf den Grund gegangen. So ist der Rentenbeitrag mit 22,8 Prozent, wovon die Arbeitgeber 12,5 Prozent tragen, erheblich höher als bei uns, wo 18,7 Prozent anfallen.

Es muss nicht neidvoll nach Österreich geschaut werden

In Österreich müssen auch Selbständige in die Rentenversicherung einzahlen, was auch in Deutschland geplant ist. Außerdem blieben unsere Nachbarn frei von den finanziellen Belastungen der deutschen Einheit und der damit verbundenen Frühverrentungswellen. Zudem konnten sie eher als wir von Zuwanderung profitieren. Dennoch traten immer wieder Finanzierungslücken auf, weshalb die eigentlich sehr opulente Beamtenversorgung Schritt für Schritt immer mehr an die gesetzliche Rente angepasst wird. Welche Konsequenzen die immer mehr alternde Gesellschaft hat, wird auch mit den in diesen Tagen beginnenden österreichischen Wahlkampf um die Besetzung des Nationalrats in Wien prägen.