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Rentenlücke abhängiger vom Arbeitsmarkt als vom Rentensystem

Rente

Rentenlücken resultieren vornehmlich aus dem Erwerbsleben selbst und werden weniger durch das jeweilige Rentensystem bestimmt.

Darüber hinaus sind in Deutschland die Renten von Arbeitnehmern deutlicher von den Gehältern abhängig als in anderen Staaten Europas. Geschlechtsbezogene Gehalts- und Rentenunterschiede wiederum – also Gender Pay Gap und Gender Pension Gap – weisen keine länderübergreifenden Muster auf.

Allerdings erhalten Männer in nahezu allen betrachteten Ländern höhere Renten als Frauen. Diese und weitere Ergebnisse dokumentiert eine jüngst veröffentlichte Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Die Rentenlücke zwischen den Geschlechtern fällt jedoch sehr unterschiedlich aus. So existiert in Estland fast kein Unterschied zwischen der Rentenhöhe für Frauen und Männer. Ohnehin zählen osteuropäische und skandinavische Länder zu den Staaten mit einer eher gering ausgeprägten Rentenlücke. Spitzenreiter ist Luxemburg mit 74 Prozent. Auffällig in Deutschland: die geschlechtsspezifische Rentenlücke im Osten ist gegenüber der im Westen nicht einmal halb so groß.

Erwerbstätigkeit spielt eine große Rolle

Die Studienautoren machen für die Rentenlücken zwischen Männern und Frauen vor allem arbeitsmarktbezogene Faktoren wie Erwerbstätigenquote, Teilzeitbeschäftigungsquote und den Stundenlohn verantwortlich. Je größer die Unterschiede ausfielen, desto größer war im Durchschnitt später auch die Rentenlücke. Die Ergebnisse der Analyse zeigen weiterhin, dass in Ländern, in denen Frauen im Vergleich zu Männern Ende der 90er Jahre sehr viel weniger erwerbstätig waren, auch die Rentenungleichheit zwischen den Geschlechtern viele Jahre später besonders ausgeprägt ist. Beispielhaft führt die Studie dazu Spanien, Italien, Griechenland, Luxemburg und Irland auf. Im Gegenzug ist die Rentenlücke in Ländern mit kleineren Unterschieden in der Erwerbstätigenquote – zum Beispiel in Estland, Dänemark und im Osten Deutschland – geringer.

Angleichung simuliert

In die Berechnung gingen die drei Säulen der Alterssicherung ein: die gesetzliche, betriebliche und private Altersvorsorge. Die Autoren untersuchten die finanzielle Situation von Personen ab 65 Jahren, einschließlich jener ganz ohne Renteneinkommen. Untersucht wurde auch, welchen Einfluss eine Angleichung von Erwerbstätigkeits- und Teilzeitquote hätte. Dafür simulierten die Forscher den Wegfall von geschlechtsabhängigen Differenzen im Zusammenhang mit Vollzeit oder Teilzeit. In der Simulation führte dies dazu, dass der jeweilige Gender Pension Gap im Durchschnitt um sieben (gleiche Erwerbstätigkeitsquote) beziehungsweise zehn Prozentpunkte (Wegfall von Unterschieden bei Teilzeitjobs) sank.

Ausbau der Beschäftigung von Frauen

Da in nahezu allen untersuchten europäischen Ländern Frauen im Durchschnitt deutlich geringere Renten als Männer erhalten, sehen die Studienautoren diese Staaten in der Pflicht, durch steuer- oder familienpolitische Maßnahmen die Erwerbsbiografien von Frauen zu stärken. Vor allem eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie eine gezielte Unterstützung in Erziehungs- oder Pflegezeiten könnten dazu führen, die Erwerbstätigenquote bei Frauen zu erhöhen. Ähnliches gilt für die Schaffung von Anreizen, um aus Teilzeit-Arbeitsverhältnissen in Vollzeitstellen zu wechseln. Für Deutschland sehen die Studienautorinnen auch die Streichung des Ehegattensplittings als geeignetes Mittel, um die Erwerbstätigkeit von Frauen zu fördern.