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Im Osten früher in Rente

Ostdeutsche gehen früher in Rente als Westdeutsche. Auf diese Auswirkung der Rente mit 63 macht die Dresdner Niederlassung des ifo Instituts mit einer Auswertung von Daten der Deutschen Rentenversicherung aufmerksam.

Danach wechselten 2017 im Osten 42 Prozent aller Neurentner über die abschlagsfreie Rente mit 63 in den Ruhestand. In Westdeutschland waren es hingegen nur 30 Prozent.

Bei der früheren Rente mit Abschlägen liegt die Quote im Osten bei 27 Prozent und damit ebenfalls höher als im Westen (17 Prozent). Bis zur Regelaltersgrenze von derzeit 65 Jahren und 7 Monaten haben in Ostdeutschland nur 24 Prozent aller Neurentner gearbeitet. In Westdeutschland sind es 45 Prozent.

Die vielleicht aufkommende Vermutung, dass vor allem mangelnde Beschäftigungschancen in den neuen Bundesländern dort viele Versicherte zwingen, den früheren Rentenbeginn zu wählen, entkräften die ifo-Forscher.

„Die Erklärung für den höheren Anteil bei der Rente mit 63 sind die ostspezifischen Erwerbsbiographien. In der DDR war es üblich, frühzeitig ins Erwerbsleben zu starten. Daher weist in Ostdeutschland ein höherer Anteil an Personen die Voraussetzungen hierfür auf“, erläutert der ifo-Forscher Joachim Ragnitz. „Dass außerdem in Ostdeutschland auch häufiger die frühzeitigere Rente mit Abschlägen in Kauf genommen wird, hat wohl eher mit den höheren Rentenansprüchen der Frauen im Osten zu tun. Eine Rente mit Abschlägen kann man sich eher leisten, wenn zwei Rentenbezieher mit hohen Bezügen in einem Haushalt leben. Auch hier liegt der Grund also in den besonderen Erwerbsbiographien zu DDR-Zeiten. Anders als in Westdeutschland waren auch hier Frauen stark in das Erwerbsleben eingebunden, was sich nun in hohen Altersrenten widerspiegelt.“

Wahlgeschenk an die ältere Generation

Die vorgelegten Zahlen nutzen die ifo-Forscher zugleich für eine Kritik an der Rente mit 63. Letzten Endes sei die Einführung der abschlagsfreien Rente für besonders langjährige Versicherte ein Wahlgeschenk an die ältere Generation gewesen. Vor dem Hintergrund der absehbaren Finanzierungsschwierigkeiten der Gesetzlichen Rentenversicherung ab 2025 und des zunehmenden Arbeitskräftemangels sei sie aber eine Fehlentscheidung gewesen, so Ragnitz. Dies spreche dafür, bei den anstehenden Verhandlungen über die künftige Ausgestaltung des Alterssicherungssystems auch die Rente mit 63 kritisch zu überprüfen.

Finanzielle und mentale Folgen

Die Rente mit 63 hatte aber nicht nur finanzielle Folgen für das Rentensystem und für die Arbeitskräftesituation in den Unternehmen, sondern auch für den Mentalitätswandel in Deutschland. Mit den Rentenreformen der vorangegangenen Jahre war allmählich auch ein Verständnis für die Folgen des demografischen Wandels entstanden. Die Rente mit 63 hat diese Einsichten wieder merklich erschüttert.

Sie erlaubt es Versicherten seit 2014, nach 45 Beitragsjahren vorzeitig ohne Einbußen bei der Rentenhöhe in den Ruhestand zu gehen. Die Möglichkeit eines vorzeitigen Renteneintritts besteht darüber hinaus auch für Versicherte mit wenigstens 35jähriger Versicherungsdauer. In diesem Fall müssen allerdings versicherungsmathematisch korrekte Rentenabschläge in Kauf genommen werden. Außerdem verkürzt sich dadurch natürlich die Dauer der Einzahlung in die Rentenkassen. Das hat eine weitere Verringerung der monatlichen Rentenzahlungen zur Folge.