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Die Legende vom Eckrentner

Neben zahlreichen Beschlüssen und Daten zur Entwicklung der Renten in den kommenden 15 Jahren finden sich im jährlich veröffentlichten Rentenversicherungsbericht der Bundesregierung auch aufschlussreiche Zahlen zur Versorgungssituation.

So betrug laut jüngstem Bericht (2015) die sogenannte Bruttostandardrente durchschnittlich 1.287 Euro. Diesen Wert erreicht ein Rentner aber nur, wenn er genau 45 Jahre Beiträge in die Rentenkasse eingezahlt hat, die exakt auf dem Durchschnittseinkommen beruhen. Dieser konstruierte „Eckrentner“ dürfte jedoch in der Wirklichkeit so gut wie nie anzutreffen sein.

Deshalb sieht die Rentenwirklichkeit auch ein wenig anders aus: So erhielten laut Rentenbericht im Jahr 2014 Männer in Westdeutschland eine durchschnittliche Altersrente von 1.019 Euro, Männer in Ostdeutschland lagen mit 1.117 Euro rund zehn Prozent darüber. Frauen in den alten Bundesländern hingegen erreichten noch nicht einmal die Hälfte der Eckrente. Ihre durchschnittliche Rente betrug 2014 lediglich 520 Euro monatlich, Frauen aus den neuen Bundesländern erhielten immerhin 775 Euro (Stichtag jeweils 1. Juli 2014).

Während für Frauen die Durchschnittswerte ziemlich weit weg von der Bruttostandardrente blieben, kamen auch Männer im Durchschnitt nicht an das Eckrentenniveau heran.

Das Renten-Versorgungsniveau der meisten Rentner ist individuell also geringer. Außerdem ist die Anzahl jener Rentner, deren Alterseinkünfte über den Werten des Eckrentners liegen, laut Bericht relativ überschaubar.

Wenn man den Eckrentner und dessen Alterseinkommen zum Maßstab für die zukünftige Rentenentwicklung nimmt, ist das Gros der Menschen schlechter gestellt. Laut Rentenbericht der Bundesregierung sowie der unterstellten Renten-Wachstumsrate von jährlich zwei Prozent wird die Eckrente bis zum Jahr 2029 auf 1.824 Euro steigen und somit nominal mehr als 500 Euro über dem heutigen Niveau liegen. Relativ betrachtet ergibt sich dennoch eine Verschlechterung, weil das Sicherungsniveau vor Steuern von heute 47,5 Prozent bis zum Jahr 2029 auf 44,6 Prozent sinken wird. Abgesehen von den Unwägbarkeiten der tatsächlichen Rentensteigerungen muss bei der Betrachtung der künftigen Renten noch die jährliche Inflationsrate berücksichtigt werden. Summa summarum wird die Bruttostandardrente für immer mehr Menschen im Alter zu einem abstrakten Wert, der für sie keine Bedeutung hat.


„Rentenversicherungsbericht 2015“ der Bundesregierung, veröffentlicht 11/2015