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Die Gewerkschaften und ihre falschen Zahlen zur Rentenpolitik

Gründlich verrechnet: Der Deutsche Gewerkschaftsbund droht mit seiner Rentenkampagne zum vielbespöttelten Kassandra-Rufer in der Vorwahldebatte über die Zukunft der Altersvorsorge zu werden.

Kritik von allen sachverständigen Seiten gab es für eine fragwürdige Modellrechnung der Arbeitnehmerorganisation in einer Informationsbroschüre zur Altersarmut, die bundesweit verbreitet wird und nach wie vor im Umlauf ist.

Dabei hantiert die Gewerkschaft mit leicht zu widerlegenden Beispielen. „Eine Köchin mit 2.250 Euro Monatslohn wird 2030 nach 40 Arbeitsjahren 820 Euro Rente bekommen“, heißt es in dem Konvolut. Die Autoren fahren fort: „Würde die Köchin heute nach 40 Beitragsjahren in Rente gehen, wären es immerhin noch 890 Euro“. Das führt dann bei den Urhebern zu der Schlussfolgerung: Da jeder dritte Beschäftigte weniger als 2.500 Euro verdiene, drohe „in Zukunft Millionen von Menschen eine Rente auf oder unter dem Hartz IV-Niveau“.

Dabei müssten die DGB-Rentenexperten wissen, dass nominal sinkende Renten gesetzlich ausgeschlossen sind. Vor diesem Hintergrund sind alarmistische Zukunftsszenarien eigentlich unhaltbar. Besonders peinlich müsste den Urhebern solcher Prognosen aber sein, dass ihre Berechnungen alle davon ausgehen, dass es bis 2030 keine Lohnerhöhung mehr gibt. Ein vierzehnjähriger Lohnstillstand wäre aber ein Armutszeugnis für die Gewerkschaften.

Auch sonst sind die Vorschläge des DGB zur Rentenreform nicht gerade zielführend. Die vorgeschlagene Erhöhung des Rentenniveaus geht zu Lasten der jüngeren, mit Sozialbeiträgen schon reichlich eingedeckten Arbeitnehmern. Auch die angeregte Demographiereserve ist – so der frühere Chef der Wirtschaftsweisen, Prof. Bert Rürup – eine „Mogelpackung“ angesichts der Tatsache, dass „das Verhältnis von Rentnern und Beitragszahlern dauerhaft ansteigen wird“. Der Wirtschaftswissenschaftler folgert: „Nur wenn dieser Anstieg eine vorübergehende Erscheinung wäre, könnte man ihn durch vorher gebildete Beitragsüberschüsse untertunneln. Der Altenquotient steigt aber bis 2050 weiter kräftig an“.

Vorschlag: Renten an die Lebenserwartung koppeln

Trotz der massiven Rechenfehler klatschen SPD und Linke kräftig Beifall zu der DGB-Kampagne. Mahnende Töne hört man dagegen aus dem Arbeitgeberlager der SPD. So fordert der Managerkreis der Friedrich-Ebert-Stiftung, dem unter anderem die Vorstände von VW und Bahn, Blessing und Weber angehören, eine schrittweise Erhöhung des Rentenalters. Angesichts der demographischen Entwicklung müsse die gesetzliche Regelaltersgrenze, zumindest für die Geburtenjahrgänge ab 1970 an die Lebenserwartung gekoppelt werden. Ein Vorschlag, der auch von politischen Gegnern in CDU und FDP bereits gemacht wurde.

Vor allem warnen die der SPD nahestehenden Manager vor einer Erhöhung des Rentenniveaus, wie von den Gewerkschaften, aber auch dem SPD-Bundesvorsitzenden und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel ins Gespräch gebracht. Solche Maßnahmen seien nicht geeignet, Altersarmut zu verhindern. Weitere Leistungsversprechen würden „in spätestens 15 Jahren deutlich spürbare Einschnitte erzwingen“.