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Altersvorsorge: Wer wartet, zahlt drauf

Bernd Katzenstein, Gründer und ehemaliger Sprecher des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA), äußert sich in einer DIA-Kolumne, wenn bei der Rente etwas aus dem Ruder läuft.

Ein Jahrzehnt nach ihrer Einführung steckt auch die staatlich geförderte Privatvorsorge in Schwierigkeiten. Die Zuwachsraten sind mau, der Chor der Kritiker ist gewachsen bis hin zu Teilen der SPD, jener Partei, die einst die Riester-Rente einführte. Viele Bürger sind wegen der Finanz- und Schuldenkrise verunsichert und warten einfach ab.

Die Demografie-Schere öffnet sich

Lösen sie damit ihr Problem? Haben die Kritiker Recht? Ich meine nein. Viele Gründe sprechen weiterhin für den Ausbau der privaten Altersvorsorge: Inzwischen öffnet sich deutlich die Demografie-Schere – der Nachwuchs am Arbeitsmarkt beginnt zu fehlen, wie man an Hand von unbesetzten Ausbildungsplätzen erkennt, während zunehmend die Babyboomer in den Ruhestand gehen. Eine ausbalancierte Mischung aus Umlagesystem und Kapitaldeckung hilft bei der Problemlösung, ebenso wie eine längere Lebensarbeitszeit. Die EU-Kommission und auch die OECD plädieren deswegen weiterhin für einen derartigen Umbau der Vorsorgesysteme. Und aus der Sicht des Einzelnen? Wer Zeit verstreichen lässt, verzichtet auf das achte Weltwunder, den Zinseszinseffekt. Ein kleines Rechenbeispiel dazu: Wer fünf Jahre zuwartet, muss dann schon fast das Doppelte sparen, um sein Ziel zu erreichen.

Doch es bleiben Fragen. Die Niedrigzinsen sind heute ein Problem für alle Investoren, aber die Kritiker sollten nicht aus historisch kurzfristigen Entwicklungen langfristige Trends ableiten. Wenn die Schuldenkrise vorbei sein wird, manche Anzeichen stimmen inzwischen hoffnungsfroher, werden die Renditen der Anleihen wieder auf das langfristig gewohnte Niveau anziehen müssen, denn Kapital wird weltweit noch auf Jahrzehnte knapp und damit teuer sein.

Wird die Rente später reichen?

Wird eine mögliche Inflation den Lebensstandard schmälern? Weniger als viele heute fürchten, denn Inflation bedeutet nicht nur Preis- und Zinsanstieg, sondern auch Lohn- und Rentenanstieg, denn auch weiterhin stammt der Löwenanteil der Rentnereinkünfte aus dem lohnabhängigen Umlagesystem.
Wird die Rente später reichen? Für die große Mehrheit ja. Selbst die staatliche Rentenversicherung rechnet vor, dass die Kombination aus gesetzlicher und Riester-Rente sogar einen höheren Lebensstandard erwarten lässt. Ganz zu schweigen von der betrieblichen Vorsorge.

Ist also alles in Ordnung? Nein, für Verbesserungen ist durchaus Raum. Altersarmut ist in aller Munde. Heute ist sie kein Problem, nur 2,5 Prozent der 20 Millionen Rentner sind betroffen. Der Anteil wird sich in den kommenden Jahrzehnten erhöhen, weil Arbeitslosigkeit, Teilzeit, Niedriglöhne besonders im Osten schmerzliche Lücken in den Erwerbsbiografien hinterlassen. Doch die Politik steuert schon heute dagegen mit Zuschussrente und ähnlichen Modellen.

Die Spreu vom Weizen trennen

Ist die Riesterrente in Ordnung? Im Grundsatz ja, im Detail sind viele Verbesserungen anzumahnen. Die Transparenz lässt zu wünschen übrig, der Wechsel zum besseren Anbieter kostet häufig zu viel, aber auch hier hat  die Regierung stramme Vorgaben auf den Weg gebracht. Alles in allem bescheinigt selbst die die stets kritische Stiftung Warentest der Riester-Rente bei der Wahl eines guten Anbieters, dass sie sich weiterhin lohnt. Eigentlich einen Binsenweisheit, denn in welchem Markt würde das nicht gelten? Überall gilt es, die Spreu vom Weizen zu trennen.

Die Quintessenz für den Bürger. Wer wartet, zahlt drauf, weil er die Lücken gar nicht oder später nur mit größeren Anstrengungen schließen kann.