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Abschläge beim Renteneintritt sind weit verbreitet

Von den neuen Altersrentnern trat 2022 mehr als ein Viertel vorzeitig mit einer Kürzung in den Ruhestand. Auch künftig möchten die Deutschen eher in Rente gehen.

Immer mehr Menschen entscheiden sich dafür, vorzeitig in den Ruhestand zu gehen und dabei Abschläge bei der gesetzlichen Rente in Kauf zu nehmen. Nach jüngst veröffentlichten Auswertungen der Deutschen Rentenversicherung (DRV) stieg dieser Trend im Jahr 2022 erneut an.

Von den rund 875.000 erstmalig gezahlten Altersrenten wurden mehr als 223.500 um einen Abschlag gekürzt. Das entspricht einem Anteil von 25,6 Prozent. 2021 waren etwa 211.000 von rund 858.000 erstmalig gezahlten Altersrenten mit einem Abschlag versehen (24,5 Prozent). Diese Zahlen verdeutlichen die wachsende Relevanz vorzeitiger Renteneintritte. Doch welche Gründe stecken hinter diesem Anstieg und welche Folgen sind damit – auch zukünftig – verbunden?

Steigende Regelaltersgrenze als Treiber

Ein entscheidender Faktor für den Anstieg der Abschläge ist die steigende Regelaltersgrenze. Diese nach hinten verschobene Altersgrenze ermöglicht eine abschlagsfreie Rente erst zu einem immer späteren Zeitpunkt, je nach Geburtsjahrgang. Viele langjährig Versicherte möchten jedoch entweder aus persönlichen Gründen früher in den Ruhestand treten oder sehen sich gesundheitlich nicht (länger) in der Lage, bis zum gesetzlichen Rentenalter zu arbeiten. Dies führt dazu, dass immer mehr Menschen bereit sind, Abschläge in Kauf zu nehmen, um ihren Ruhestand früher zu beginnen.

Im Jahr 2022 gingen Altersrentnerinnen und -rentner, die Abschläge in Kauf nahmen, durchschnittlich 29 Monate früher in den Ruhestand. Trotzdem lag die durchschnittliche Netto-Altersrente dieser Gruppe bei etwa 1.146 Euro – etwa 100 Euro mehr als die durchschnittliche Rente von rund 651.000 Seniorinnen und Senioren, die keine Abschläge hinnehmen mussten. Dies liegt vor allem daran, dass die Regelaltersrente für Menschen mit weniger als 35 Versicherungsjahren nicht vorzeitig in Anspruch genommen werden kann, die aber wegen der geringeren Versicherungszeit auch eine niedrigere Rente beziehen.

Unter Babyboomern herrscht „Kultur des Frühausstiegs“

Bereits im Herbst 2023 hatte das Portal ihre-vorsorge.de darauf verwiesen, dass der Trend zur Frühverrentung gerade unter den Babyboomern ungebrochen ist. 68 Prozent von ihnen wollen mit spätestens 64 Jahren in Rente gehen – also deutlich unter der Regelaltersgrenze. In diesem Kontext konstatierte das Rentenportal, dass unter den Babyboomern eine „ausgeprägte Kultur des Frühausstiegs“ herrscht. Der frühe(re) Erwerbsausstieg sei die Norm, insbesondere bei den jüngeren Babyboomern. Während von den vor 1959 Geborenen zumindest noch 69 Prozent bis zum 64. Lebensjahr arbeiten (wollen), können sich das von den jüngeren Babyboomern nur noch etwa 33 Prozent vorstellen.

Trendumkehr nicht in Sicht

Die steigende Regelaltersgrenze und die Präferenzen insbesondere der Babyboomer-Generation haben dazu geführt, dass immer mehr Menschen Abschläge in Kauf nehmen, um früher in den Ruhestand zu gehen. Dass sich an diesem Trend in Zeiten der Forderungen nach weniger Arbeitstagen und mehr Work-Life-Balance etwas ändert, ist schwer anzunehmen. Doch bei höheren Lebenshaltungskosten könnten abschlagsbelastete Renten zu finanziellen Problemen führen. Es bleibt abzuwarten, wie die Politik und die Rentenversicherung auf diese Entwicklungen reagieren. Einerseits gilt es, die finanzielle Situation der vorzeitigen Rentnerinnen und Rentner zumindest zu stabilisieren. Andererseits führen hierzulande demografischer Wandel und Arbeits- wie Fachkräftemangel dazu, dass ältere Beschäftigte eigentlich länger in den Unternehmen gehalten werden sollten.