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Welche Regionen sind durch Armut gefährdet?

Einkommensarmut ist regional sehr unterschiedlich verteilt. Die Landstriche und Städte sind mehr oder weniger davon betroffen. Diese Unterschiede werden allerdings noch größer, wenn das Preisgefälle berücksichtigt wird. Dann treten vor allem die großen Städte als Brennpunkte hervor. Darauf macht das Institut der Wirtschaft in Köln mit Berechnungen aufmerksam. Diese zeigen, welche Regionen besonders durch Armut gefährdet sind.

Bei der herkömmlichen Betrachtung mit einem nominal einheitlichen Schwellenwert von 60 Prozent des deutschlandweiten mittleren Einkommens bleibe unberücksichtigt, so das IW, dass sich das Preisniveau von Region zu Region stark unterscheidet. So fallen die Lebenshaltungskosten in München immerhin um 37 Prozent höher aus als in Tirschenreuth, dem preisgünstigsten Kreis deutschlandweit. Daher haben die Autoren der IW-Studie die Einkommensarmutsschwelle zusätzlich mit der Kaufkraft justiert. Danach gilt ein Single in München bis zu einem Einkommen  von 1.106 Euro als arm, während ein Alleinstehender in Tirschenreuth bereits ab einem Monatseinkommen von 818 Euro nicht mehr zur den Kaufkraftarmen gerechnet wird.

Unterschied zwischen Ost und West halbiert sich

Die Berücksichtigung der Kaufkraft verändert das Lagebild. Der Unterschiede zwischen Ost und West halbiert sich. Die Armutsquote für Ostdeutschland sinkt von 19,9 auf 17,6 Prozent, die westdeutsche steigt leicht von 14,4 auf 14,8 Prozent. Regional ergeben sich beträchtliche Verschiebungen. Thüringen ist bei traditioneller Messung einkommensärmer als alle westdeutschen Flächenländer. Bezieht man jedoch die Kaufkraft in die Betrachtungen mit ein, so erreicht das Bundesland mit einer Quote von 14,3 Prozent im Vergleich der Länder den viertniedrigsten Wert. Bayern und Baden-Württemberg haben mit 12,3 beziehungsweise 12,6 Prozent die niedrigsten Quoten.

Während das Gefälle zwischen Ost und West mit dieser Art der Armutsberechnung schrumpft, tritt ein starkes Stadt-Land-Gefälle zu Tage. Bereits die Quote der Einkommensarmut ist in den rein städtischen Gebieten um 4,7 Prozentpunkt höher als in den ländlichen und teilurbanen Regionen. Legt man dem Vergleich aber die Kaufkraftarmut zugrunde, dann steigt der Unterschied auf 7,9 Prozentpunkte an. Er ist damit deutlich größer als die Differenz zwischen Ost und West. Diesen Unterschied führen die Autoren der Studie auf das hohe Preisniveau in den Städten zurück.

Letzteres ist nicht überraschend, dies aber schon: Selbst vermeintlich wohlhabende Städte weisen nach der Preisbereinigung ein überdurschnittliches Armutsrisiko auf. Einige Beispiele: 27 Prozent in Köln, 22 Prozent in Frankfurt/M., 23 bis 25 Prozent in Gelsenkirchen, Dortmund und Duisburg. Von den Städten mit mindestens einer halben Million Einwohner unterbieten lediglich Dresden und – trotz des sehr hohen Preisniveaus – München mit 18 Prozent die 20-Prozent-Marke, heißt es in der Auswertung des IW. Das schlechte Abschneiden der Städte erklären die Wissenschaftler mit der „niedrigen mittleren Kaufkraft“. Sie liegt neun Prozent unter dem Niveau der ländlichen Bezirke.