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Risikoscheue wollen Einkommensumverteilung

Risikoscheue Menschen wünschen sich eine stärkere Umverteilung der Einkommen durch den Staat. Besonders Frauen und Ältere fallen in diese Gruppe.

In jeder Gesellschaft gibt es Menschen, die entweder mehr oder weniger als der Durchschnitt verdienen. Der Staat kann mithilfe von Steuern und Zuschüssen diese Einkommensunterschiede in bestimmten Grenzen ausgleichen. Doch nicht jeder wünscht sich eine solche Umverteilung.

Das zeigt eine schwedische Umfrage von Statistics Sweden, die das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung in seinem aktuellen Wochenbericht vorstellt. Demnach spielt vor allem die Risikobereitschaft und das Einkommen die Hauptrolle bei Umverteilungspräferenzen.

Je weniger Geld zur Verfügung steht, desto stärker ist der Wunsch nach Veränderungen durch den Staat. Das ist auch einer der Hauptgründe, warum sich mehr Frauen als Männer ein Eingreifen wünschen, denn Frauen verdienen durchschnittlich weniger als ihre männlichen Kollegen. Doch selbst ohne die Einkommensdifferenz bleibt ein Geschlechterunterschied von zwei Prozentpunkten. Gleichermaßen verhält es sich zwischen Älteren und Jüngeren. So möchte ein 60-Jähriger im Schnitt drei Prozentpunkte mehr Umverteilung als ein 20-Jähriger. Auch das ist mit einem niedrigeren Einkommen im Ruhestand im Vergleich zum Berufsleben erklärbar.

Leistungsorientierte wollen keine Umverteilung

Neben den zur Verfügung stehenden Einkünften ist aber in erster Linie die Risikobereitschaft ausschlaggebend. Je stärker Risiken gescheut werden, desto eher sehnt sich der Betreffende nach staatlichen Veränderungen. Frauen, Ältere und Personen mit einem Familienhintergrund im Arbeitermilieu setzen der Studie zufolge am meisten auf Sicherheit. Menschen mit einem niedrigen Einkommen sind also häufiger risikoscheu und sprechen sich daher verstärkt für Umverteilungen aus.

Das trifft im Übrigen auch auf Menschen zu, die eher an Glück als an Anstrengung glauben. Leistungsorientierte Personen hingegen wünschen sich bedeutend weniger staatliche Eingriffe, um Einkommensunterschiede auszugleichen.

Gesellschaftliche Stellung ist entscheidend

Im Endeffekt ist also die ökonomische Stellung ausschlaggebend für die Präferenzen. Das scheint nur logisch. Je weniger Geld der Einzelne zur Verfügung hat, desto mehr Zuschüsse vom Staat wünscht er sich. Wer im Gegenteil viel verdient, will davon möglichst wenig abgeben. Nach den Studienautoren sehen Bürger eine Umverteilung oftmals als Versicherung für eventuelle Einkommensausfälle an. „Diese Versicherung ist denen am wichtigsten, die weniger bereit sind, Risiken einzugehen“, erklärt Studienautorin Manja Gärtner.

Allerdings spielt auch das individuelle Gerechtigkeitsempfinden eine Rolle. So sprechen sich selbstlose Menschen eher für Umverteilungen aus als eigennützige. Die Selbstlosigkeit wurde daran gemessen, welche Summe die Befragten bei einem plötzlichen Gewinn an wohltätige Zwecke spenden würden.

Umverteilungspräferenzen können sich ändern

Darüber hinaus können weiterführende Informationen die Verteilungsvorlieben ändern. Bei Menschen, die darüber aufgeklärt werden, dass sie relativ mehr verdienen, als sie dachten, sinkt auch die Bereitschaft für ein staatliches Eingreifen. Das Gleiche gilt umgekehrt für Personen, die erfahren, dass sie ihre Aufstiegschancen in der Gesellschaft überschätzt haben.