Fehlt eine abgeschlossene Berufsausbildung, erzielen Beschäftigte trotz Vollzeitstelle zunehmend nur einen Niedriglohn, vor allem in Ostdeutschland.
In Deutschland landen immer mehr Beschäftigte im Niedriglohnsektor, wenn sie keinen Berufsabschluss besitzen. So erzielten Ende 2018 von 1,67 Millionen Vollzeitbeschäftigten ohne entsprechenden Abschluss 40,4 Prozent nur einen Niedriglohn.
Das mittlere Einkommen, das Vollzeitbeschäftigte ohne Abschluss in Deutschland erreichten, betrug 2018 2.461 Euro brutto. Damit war es um 843 Euro geringer als bei Beschäftigten in Vollzeit insgesamt (mit und ohne Berufsabschluss), die auf ein Medianentgelt von 3.304 Euro kamen. Liegt das monatliche Bruttoentgelt unterhalb von zwei Dritteln dieses Medianentgelts, handelt es sich um Niedriglohn. Ende 2018 betrug dieser Wert bundesweit 2.203 Euro. Vollzeitbeschäftigte mit Berufsabschluss wiederum bezogen ein Medianentgelt von 3.189 Euro. Vollzeitbeschäftigte mit einem akademischen Berufsabschluss erreichten sogar ein Medianentgelt oberhalb der 5.000 Euro-Grenze (5.113 Euro). Allerdings mussten auch 18,4 Prozent der Vollzeitbeschäftigten mit Berufsabschluss ein Entgelt im Niedriglohnbereich hinnehmen.
Arbeitnehmer im Osten stärker betroffen
Der Osten ist für weit über die Hälfte der Beschäftigten ohne Berufsabschluss ein Niedriglohnland. So verdienten in den neuen Bundesländern Ende 2018 58,1 Prozent der Menschen ohne Abschluss nur niedrige Löhne. In Westdeutschland hingegen waren es 38,6 Prozent. In Ostdeutschland lag das mittlere Einkommen von Vollzeitbeschäftigten ohne Berufsabschluss bei 2.023 Euro brutto. Das ist gut ein Fünftel weniger als in Westdeutschland mit 2.507 Euro brutto. Vergleicht man die Bundesländer, so wurde das geringste mittlere Entgelt für Vollzeitbeschäftigte ohne Berufsabschluss in Mecklenburg-Vorpommern gezahlt: Hier kamen Beschäftigte, wenn sie keinen Abschluss besitzen, Ende 2018 gerade einmal auf 1.854 Euro brutto im Monat.
Drei Forderungen von links
Höherer Mindestlohn, keine Leiharbeit, mehr Ausbildungsförderung – so lauten drei Forderungen, die von der arbeitsmarktpolitischen Sprecherin der Fraktion DIE LINKE, Sabine Zimmermann, an die Bundesregierung gerichtet wurden. Dabei nannte sie beispielsweise die Erhöhung des allgemeinen Mindestlohns auf zwölf Euro für die Stunde und forderte perspektivisch ein Verbot von Leiharbeitsverhältnissen. Ergänzend solle ein Rechtsanspruch sowohl auf Ausbildung wie auch auf Weiterbildung für Erwerbslose und Beschäftigte eingeführt werden.