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Machen steigende Mieten Ältere ärmer?

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Die Wohnkosten in Deutschland wachsen. Immobilien verteuern sich. Mieten steigen. Wird das zu einem Problem für die Älteren?

Diese Frage warf Laura Romeu Gordo vom Deutschen Zentrum für Altersfragen (DZA) auf der diesjährigen Tagung des Forschungsnetzwerkes Alterssicherung auf.

Eines schickte sie gleich vorweg: Durchschnittlich steigende Immobilienpreise bedeuten nicht steigende Wohnkosten und hohe Wohnkostenbelastung für alle gleichermaßen. Es gibt regionale Unterschiede in der Entwicklung der Immobilienpreise, zwischen Mietern und Eigentümern, im Niveau und der Entwicklung der Einkommen und in der Haushaltsstruktur.

Mieterquote sank, aber nicht generell

Ein Trend, der diese unterschiedlichen Entwicklungen widerspiegelt: So lässt sich seit 1997 ein abnehmender Anteil von Haushalten im Alter von über 65 Jahren beobachten, die zur Miete wohnen. 1997 waren es noch 57 Prozent, 20 Jahre später nur noch 45. Doch die Mieterquote nimmt nicht für alle Einkommensgruppen gleichermaßen ab. In dem Fünftel der Haushalte mit dem geringsten Einkommen wuchs von 2007 bis 2017 der Mieteranteil wieder. Außerdem wohnen vor allem die Haushalte mit niedrigem Einkommen in einer Mietwohnung. Das ist erwartbar, aber zugleich auch folgenreich bei steigenden Wohnkosten.

Eigentümer sind im Alter besser gestellt

So stiegen im Zeitraum von 1997 bis 2017 nicht nur die Haushaltsnettoeinkommen der Eigentümer schneller als die der Mieter, sondern damit einhergehend lief auch die Wohnkostenbelastung weiter auseinander. 1997 gaben die Mieterhaushalte im Alter von 65+ mehr als 27 Prozent ihres Haushaltsnettoeinkommens fürs Wohnen aus. Bei den Eigentümerhaushalten dagegen waren es nur 17,6 Prozent. 20 Jahre später betrug dieses Verhältnis 30,1 Prozent zu 16,4 Prozent. Der Unterschied zwischen Mietern und Eigentümern erhöhte sich also von 9,8 auf 13,7 Prozentpunkte. Freilich waren die Belastungen der Eigentümer in den Jahrzehnten davor um einiges höher, als sie Zins und Tilgung für ihre Immobilie aufbringen mussten. Im Alter jedoch, das zeigen die Auswertungen von Laura Romeu Gordo, stehen Eigentümer günstiger.

Mehr Mieterhaushalte finanziell überlastet

Auf die Frage, inwieweit steigende Wohnkosten zu einem Problem für Ältere führen, gibt der Anteil der überlasteten Haushalte eine Antwort. Von einer Überlastung sprechen die Experten, wenn der Aufwand für Miete oder Immobilieneigentum 40 Prozent des Haushaltseinkommens erreicht oder übersteigt. In diesem Punkt unterscheidet sich die Entwicklung der Mieter und Eigentümer erheblich. Zum einen ist der Anteil der überlasteten Eigentümer mit 10 Prozent (2017) deutlich kleiner als bei den Mietern. Er ist außerdem relativ stabil geblieben (1997: 12 Prozent).

Dagegen sind immer mehr Mieterhaushalte finanziell überlastet. 1997 wandten 20 Prozent für ihre Miete 40 oder mehr Prozent des Haushaltseinkommens auf. 20 Jahre später waren es 27 Prozent. Das sind fast dreimal so viele überlastete Mieterhaushalte wie unter den Eigentümern. Hinzu kommt, dass die Gruppe der Haushalte, die 30 bis 39 Prozent ihres Einkommens für die Miete aufbringen, deutlich größer ist als die entsprechende Gruppe bei den Eigentümern. „Im Jahr 2017 gaben mehr als die Hälfte der Mieterhaushalte über 30 Prozent ihres Einkommens für Wohnen aus“, stellte Laura Romeu Gordo fest.

Es trifft vor allem die Einkommensschwachen

Doch welche Mieterhaushalte sind besonders von der Überlastung betroffen? Wenig überraschende Antwort: vor allem die einkommensschwachen Haushalte. In dem Fünftel mit dem geringsten Einkommen geben Alleinstehende im Durchschnitt 38 Prozent für die Miete aus, Paarhaushalte 35 Prozent. Auch der Frage, inwieweit die Wohnungsgröße bei der Wohnkostenbelastung eine Rolle spielt, ging die Wissenschaftlerin nach. Die Belastung kann ja auch daher rühren, dass sich Mieter eine besonders große Wohnung leisten. Das trifft aber auf die unteren Einkommensfünftel gerade nicht zu. Dort ist nach den Auswertungen die Wohnkostenbelastung auch für kleinere Wohnungen hoch. Bei den einkommensstärkeren Haushalten hingegen geht eine hohe Wohnkostenbelastung einher mit einer größeren Wohnung.

Zu folgenden Schlussfolgerungen gelangt Laura Romeu Gordo: Die Entwicklung der Immobilienpreise trägt zu zunehmender Ungleichheit im Alter bei, da die Belastung für ältere Haushalte mit niedrigen Einkommen höher ist. Sie belegt diese Aussage mit den unterschiedlich hohen Gini-Koeffizienten, mit denen sich Ungleichheit gut messen lässt, vor und nach Abzug der Wohnkosten. Für die Sozialpolitik leitet sie daraus den Auftrag ab, jene Gruppen zu identifizieren, die sich eine „passende“ Wohnung im Alter nicht mehr leisten können.