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Hochvermögende: Reich kommt weiter

Vor allem Selbständigkeit und Unternehmertum sind die Basis der Hochvermögenden in Deutschland, aber sie profitieren auch überdurchschnittlich von Erbschaften und Schenkungen.

Die Lebenssituation der finanziell stärksten Kohorte – auch als Hochvermögende bezeichnet – stand bisher selten im Fokus wissenschaftlicher Betrachtungen. Nun präsentiert eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaft (DIW) interessante Fakten und Details über diesen Personenkreis. Als Basis dafür dient eine nicht repräsentative gemeinsame Erhebung mit der Universität Potsdam im Rahmen des 5. Armuts- und Reichtumsberichts der Bundesregierung. Auftraggeber dieser alle vier Jahre vorgelegten Untersuchung ist das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS).

Älter, männlich, klüger … und Erbe

Hochvermögende leben in Haushalten mit einem Geldvermögen von mindestens einer Million Euro. Typischerweise sind sie männlich (drei Viertel der Befragten) und befinden sich im höheren Lebensalter (59 Jahre). Zudem verfügen sie über eine überdurchschnittlich gute Bildung. Mehr als die Hälfte kann einen akademischen Abschluss vorweisen. Neben diesen Merkmalen spielen Selbständigkeit und Unternehmertum sowie Schenkungen und Erbschaften eine bedeutende Rolle. Auch von den Befragten selbst wird dies als häufigster Grund für ihren Vermögensstand angeführt. 67 Prozent von ihnen gaben an, dass Erbschaften und Schenkungen entscheidend für ihren Vermögensbesitz sind. Immerhin kamen etwa drei Viertel der befragten Hochvermögenden im Alter über 40 Jahre bereits in den Genuss einer Schenkung beziehungsweise Erbschaft. 18 Prozent der Befragten sagten, dass sie sogar zwei oder mehr Zuwendungen dieser Art erhalten haben. In der Gesamtbevölkerung hatte lediglich etwas mehr als ein Drittel der über 40-Jährigen einen solchen Vermögenstransfer.



Ist die Erbschaftsteuer in ihrer jetzigen Form noch zeitgemäß?

Die Ergebnisse dieser Studie könnten also Anlass geben, darüber nachzudenken, ob in der Gesellschaft für mehr Chancengleichheit gesorgt werden sollte. Selbst nach der jüngst vom Bundesrat verabschiedeten Erbschaftsteuerreform zweifeln Experten, ob sie ein geeignetes Instrument dafür ist. „Ein Überdenken der gegenwärtig milden Erbschafts- und Schenkungssteuer halte ich persönlich für sinnvoll. In Deutschland ist die Vermögensungleichheit besonders hoch und die Erbschaftssteuer kann da als Korrekturinstrument dienen. Die jüngste Reform gewährleistet dies aber nicht und packt grundlegende Probleme nicht an“, meint beispielsweise Dr. Markus M. Grabka, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am DIW Berlin und einer der Autoren dieser Studie. In einem Interview (auch als Podcast verfügbar) nimmt er zu weiteren Aspekten der Studie Stellung.

Hochvermögende verdienen mehr

Während lediglich rund drei Prozent der Gesamtbevölkerung  in Haushalten leben, deren monatliches Nettoeinkommen mindestens 6.000 Euro beträgt, sind dies bei Hochvermögenden 80 Prozent. Durchschnittlich erzielt diese Gruppe sogar ein Haushaltsnettoeinkommen von mehr als 13.500 Euro pro Monat. Das ist mehr als das Fünffache des Betrages, auf den die Gesamtbevölkerung im Durchschnitt kommt (2.400 Euro). Weniger als acht Prozent der Hochvermögenden weisen ein monatliches Nettohaushaltseinkommen zwischen 1.500 und 4.500 Euro auf, während dies auf 62 Prozent der Gesamt­bevölkerung zutrifft. Ein monatliches Haushaltsnetto­einkommen von 10.000 bis 18.000 Euro wird von gut einem Drittel der Hochvermögenden erzielt. Außerdem verfügen Hochvermögende überdurchschnittlich häufig auch über Betriebsvermögen. Dessen Anteil am gesamten Vermögen beträgt bei den Vermögendsten gut ein Fünftel (21 Prozent). In der Gesamtbevölkerung sind es nur acht Prozent.



Im Durchschnitt besitzt die Gesamtbevölkerung (auf Basis der Angaben des Sozio-oekonomischen Panels) ein Pro-Kopf-Nettover­mögen von 85.000 Euro. Dabei ist das Nettoimmobilienvermögen (nach Abzug von Hypotheken und anderen Belastungen) die quantitativ wichtigste Komponente über alle Haushalte hinweg. Für Hochvermögende fällt dieser Vermögensteil mit 39 Prozent am Gesamtvermögen prozentual nicht so stark ins Gewicht. In dieser Gruppe ist das Geldvermögen (40 Prozent) sogar um einen Prozentpunkt höher. Für die Gesamtbevölkerung hingegen ist der Immobilienbesitz mit 67 Prozent der wichtigste Träger des Vermögens. In Zeiten steigender Immobilienpreise könnte sich das sogar noch verstärken.



Vermögen macht zufriedener

Ein weiteres Ergebnis der Untersuchung zeigt, dass die befragten Hochvermögenden tendenziell zufriedener sind mit ihrem Leben als die Gesamtbevölkerung. Diese allgemeine Lebenszufriedenheit wird mittels einer elfstufigen Skala gemessen. Die Bevölkerung insgesamt gibt besonders häufig Skalen­werte von sieben und acht an. Auch das spricht schon für ein hohes Zufrie­denheitsniveau. Allerdings wählen Hochvermögende relativ häufig die beiden obersten Werte der Skala, also 10 bis 11. Das bedeutet, dass sie im Durchschnitt mit ihrem Leben im Allgemeinen noch zufriedener als die Gesamtbevölkerung sind. Zudem verweisen Hochverdienende auf ihre hohe Arbeitsleistung und schreiben sich eine höhere Risikobereitschaft zu. Dies gilt in unternehmerischer wie finanzieller Hinsicht.