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Forget Finance: Bot und Coach gemeinsam im Boot

Die Vermittlung von Wissen rund ums Geld findet in der Schule nur ansatzweise statt. Daher springen Start-ups in diese Lücke und entwickeln Apps, die jungen Menschen helfen, die eigenen Finanzen in den Griff zu bekommen. Das DIA stellt in loser Folge einige davon vor. Heute: Forget Finance.

Zu Anfang des Jahres launchte Forget Finance eine neue App, mit der Millenials ihre Finanzen auf nur einer App umfassend planen und organisieren können. So lautet das Versprechen des Berliner Fintech.

Ein Markenzeichen von Forget Finance ist der hybride Beratungsansatz. Die App bietet nämlich einen Mix aus Chatbot und echten Finanzexperten. Nach dem Öffnen der App begleitet der KI-Bot namens „Coin“ die Nutzer personalisiert durch verschiedene Finanzplanungen und Finanzziele. Das Spektrum reicht vom Aufbau des Notgroschens über auf bestimmte Wünsche fokussierte Sparpläne bis hin zu langfristigen Investments, die auf die ferne Zukunft gerichtet sind. Zu Letzterem gehört auch die Altersvorsorge.

Heraus kommt dabei ein persönlicher Finanzplan, dessen Erfüllung die Sparer mit Hilfe der App im Auge behalten. Die Entwickler versprechen maximal mögliche Vereinfachung und spielerischen Umgang. Die Dialoge sind locker und durchaus unterhaltsam, wie ein erster Test zeigte. An vielen Stellen gibt es weiterführende Informationen, die bei Bedarf abgerufen werden können.

All-in-One-Lösung angepeilt

Die App, die mit dem eigenen Bankkonto verknüpft werden kann, und der Bot sind kostenlos. Wem das in Entscheidungssituationen nicht genügt, der kann sich Beratung durch Experten aus Fleisch und Blut hinzubuchen. Gegen eine monatliche Abo-Gebühr stehen die Forget Coaches im WhatsApp-Chat zur Verfügung. Sie vermitteln Wissen zur Kapitalanlage und geben auch Empfehlungen zu Finanzprodukten. Derzeit wird das Coaching-Abo zu einem abgesenkten Einführungspreis angeboten. Das Jahres-Abo kostet 55,99 Euro, macht fünf Euro im Monat. Wer sich nur monatlich bindet, zahlt 7,99 Euro. Langfristig soll sich die App zu einer All-in-One-Lösung mausern. Da sei vieles möglich, hatten die Gründer schon kurz nach dem Start angedeutet und brachten Trading-Feateres oder ein eigenes Konto ins Spiel. Co-Founder und CEO Konradin Breyer hat das Ziel formuliert, in der zweiten Unternehmensphase die digitale Bank der Zukunft zu bauen, nachdem man in der ersten die Finanzberatung von morgen eingeführt habe.

Grüne Kapitalanlage mit Evergreen

Für nachhaltige Kapitalanlagen besteht bereits eine Kooperation mit dem digitalen Vermögensverwalter Evergreen in Leipzig. Über diese Schiene kann nach ESG-Kriterien angelegt werden. Durch die Kombination aus personalisiertem Finanzcoaching und automatisierten Investmentportfolios sei Forget Finance der erste echte Robo-Advisor am Markt. Hinter dieser vollmundigen Eigenwerbung steht die verbreitete Kritik an den bestehenden Robo-Advisor-Anbietern, dass diese ihre Kunden mehr oder wenig allein lassen bei der Entscheidung. Forget Finance liefere statt dessen eine ganzheitliche Planung. Diese schließt eben auch ein, dass erst der Notgroschen vorhanden sein sollte, bevor Geld in längerfristig disponierte Anlagen fließt.

Trainingseinheiten für den Bot

Der regelbasierte Bot muss sicher noch ein wenig trainiert werden. Bei den Eingaben des Autors dieser Zeilen kam er ins Schlingern. So erkannte er zunächst nicht, dass der ausgewählte Renteneintritt bei dem im Profil angegebenen Lebensalter gar nicht mehr möglich ist. Statt dessen ging der Dialog mit dem Bot erst einmal flott weiter. Die Antworten waren allerdings angesichts der wenigen Jahre, die bis zum Renteneintritt verbleiben, ziemlich optimistisch und eher auf die angepeilte Zielgruppe der Millenials ausgerichtet. Da hätte man intuitiv eher einen Hinweis erwartet, dass ein deutlich älterer Sparer mit seinem Entschluss, etwas für die Altervorsorge zu unternehmen, reichlich spät dran ist und sich sputen muss. Zumindest merkte der Bot dann bei der Aktivierung des Sparplans, dass etwas nicht stimmen kann und verwies zwecks Aufklärung an einen Forget-Coach.

App für Android-Geräte folgt

Im Gespräch räumte Gründer Konradin Breyer ein, dass man sich bei der Entwicklung des Bots zunächst auf die anvisierte jüngere Zielgruppe fokussiert habe. Im Zusammenspiel mit den Nutzern werde das Regelwerk aber Stück für Stück verfeinert. Damit setzt das Start-up einen Prozess fort, der schon vor einiger Zeit begann. Bereits an einer Vorstufe der heutigen App waren mehrere Tausend Millenials mit ihren Anregungen beteiligt. Im laufenden Jahr soll nach Auskunft von Breyer auch die App für Android-Geräte zur Verfügung stehen. Bislang läuft sie nur auf dem iPhone oder iPad.