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Einkommensbilanz: Im Osten wurde aufgeholt

Es hat knapp 30 Jahre gedauert. Doch nun verzeichnen die Einwohner in zwei ostdeutschen Bundesländern erstmals eine bessere Einkommensbilanz als im schwächsten West-Bundesland.

Am 3. Oktober 2020 jährt sich zum 30. Mal der Tag der deutschen Einheit. Im Umfeld dieses Tages wird traditionell in vielerlei Hinsicht Bilanz zwischen West und Ost gezogen, dazu gehören auch die Einkommen.

Bei diesem Kriterium markiert das Jahr 2020 möglicherweise einen Wendepunkt. Erstmals in den vergangenen 30 Jahren haben zwei neue Bundesländer ein westliches Bundesland überholt. In Sachsen und Brandenburg haben die Bürger im Jahresdurchschnitt netto mehr Geld zur Verfügung als im Saarland. Das zeigen neueste Daten, die von der Zeitung DIE WELT veröffentlicht wurden. (Zwar verzeichnet auch Berlin höhere Einkommen, die Stadt ist allerdings ein Sonderfall.)

Brandenburg und Sachsen auf Wachstumskurs

Mit Brandenburg und dem Freistaat Sachsen stehen unter den neuen Bundesländern zwei Regionen vorn, deren Wachstum auf unterschiedlichen Gründen beziehungsweise Quellen beruht. Auf der einen Seite Brandenburg, das vornehmlich von der Hauptstadt Berlin profitiert, die es umfasst. Dabei sorgten vor allem der Berlin-Boom und die Speckgürtel-Eigenschaft für anhaltende Impulse und Investitionen. Auf der anderen Seite Sachsen, das seit den frühen Wendejahren beharrlich am wirtschaftlichen Aufbau arbeitet. Dabei setzte die Region seit der Ära Biedenkopf von Anfang an auf ein umfangreiches (westliches) Beziehungsgeflecht sowie urbane, wirtschaftliche und kulturelle Zentren wie Leipzig und Dresden.

Im Westen blieben einige Regionen auf der Strecke

Als Begleiterscheinung zur Wiedervereinigung blieben im Westen im Vergleich zum Aufbau in den neuen Bundesländern manche Regionen bei Strukturwandel, Investitionen und Strahlkraft auf der Strecke. Namentlich das Saarland oder auch das Ruhrgebiet, die einst von traditionellen Industrien wie dem Steinkohlebergbau lebten.

Während der Osten etliche ökonomische Verwerfungen und soziale Herausforderungen meistern konnte, treten in einigen Regionen Westdeutschlands neben der wirtschaftlichen Strukturkrise auch zunehmend soziale und demografische Herausforderungen deutlicher zutage. Halten diese Tendenzen und Unterschiede an, dürfte auch der Stadtstaat Bremen bald von dem ein oder anderen ostdeutschen Bundesland bei der Einkommensbilanz seiner Bewohner überholt werden. So steht mit Thüringen ein weiterer Freistaat schon auf dem Sprung. Dennoch rangieren mit Bayern, Schleswig-Holstein sowie Hamburg drei westdeutsche Bundesländer bei der Einkommensbilanz noch immer mit großem Vorsprung an der Spitze.

Einkommen nahmen im Osten schneller zu

Das verfügbare Einkommen pro Kopf wuchs in Ost und West zwischen 2008, dem Jahr vor der Rezession im Gefolge der Banken- und Finanzkrise, und 2018 unterschiedlich. In Bremen beispielsweise betrug es lediglich knapp zwölf Prozent. Das führte real zu einer Einbuße, denn die Inflation nahm in diesem Zeitraum um 13 Prozent zu. Auch die Saarländer schafften pro Kopf nur ein Plus von 17 Prozent. Bundesweit ging es um rund 23 Prozent nach oben. Demgegenüber verzeichneten alle ostdeutschen Bundesländer in der Dekade von 2008 bis 2018 überdurchschnittliche Zuwachsraten. Sie lagen zwischen 26 Prozent (Brandenburg) und 29 Prozent (Sachsen-Anhalt). Berlin erreichte immerhin den bundesweiten Durchschnittswert.