Arbeiten um zu leben? Arbeiten für die Rente?
Von wegen. Jahr ein, Jahr aus müssen erst einmal Steuern und Sozialabgaben im wahrsten Sinne des Wortes erarbeitet werden. Die meisten Europäer haben damit ungefähr ein halbes Jahr zu tun, um Staats- und Sozialkassen (natürlich auch für ihre gesetzliche Rente) zu füllen. Erst dann „gehört“ ihr Verdienst ihnen, wie eine aktuelle Studie zeigt.
Als sogenannter „Steuerzahlertag“ gilt jener Stichtag, an dem ein Arbeitnehmer – rein rechnerisch betrachtet – genug verdient hat, um seine jeweilige Steuer- und Abgabenlast zu finanzieren. (Die Grafik zeigt, in welchem Monat welches EU-Land dieses Limit erreicht.) Erst danach hat der Arbeitnehmer die Möglichkeit, zusätzlich zu seinen bereits erwirtschafteten Rentenbeiträgen betrieblich oder privat vorzusorgen.
Dabei sieht es innerhalb der Europäischen Gemeinschaft in dieser Hinsicht ganz und gar nicht so gemeinschaftlich aus. Das zeigt eine aktuelle Studie der Ökonomen Rogers und Philippe. Diese haben nach einheitlichen Maßstäben die Steuerlast in Europa verglichen und so ein wenig Transparenz in den „Abgaben-Kalender“ Europas gebracht. Dafür wurde die reale Steuerrate errechnet, also neben der Einkommen- auch die Mehrwertsteuer berücksichtigt und die Beiträge zur Sozialversicherung von Arbeitgebern und Arbeitnehmern inkludiert. Daraus ergab sich für das Jahr 2013 und für den EU-Arbeitnehmer eine durchschnittliche Steuerlast von 45,27 Prozent vom realen Bruttoeinkommen – mit einer erheblichen Bandbreite zwischen unter 22 und bis nahezu 60 Prozent.
„Verdienstwende“ in Deutschland am 11. Juli
Studie „Die steuerliche Belastung eines Durchschnittsverdieners in den 28 EU-Staaten“, veröffentlicht im Mai 2014