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Lebenserwartung in Ost und West nahezu gleich

Vielfalt des Alterns

Die Lebenserwartung hat sich seit der deutschen Wiedervereinigung in den neuen und alten Bundesländern sowohl für Frauen als auch für Männer weitgehend angeglichen.

Ökonomen und auch Demographen haben die Entwicklungen in Ost- und Westdeutschland in den über zweieinhalb Jahrzehnten seit der Wiedervereinigung regelmäßig miteinander verglichen. Ergebnis: Ob Lebensqualität oder Lebenserwartung – wichtige Kennziffern haben sich einander angenähert oder gar angeglichen. So haben mittlerweile nach 1995 geborene Kinder in Ost und West die gleiche Lebenserwartung. Ob jemand in Duisburg oder Leipzig geboren wird, spielt inzwischen für das statistisch erreichbare Lebensalter keine Rolle mehr. In Ost und West werden Neugeborene beider Geschlechter gleich alt. Lediglich bei Männern ab dem 40. Lebensjahr ist noch eine deutliche Differenz sichtbar.

Höhere Lebenserwartung: Gewinn für alle

Zudem wird die Bevölkerung in Ost wie West noch ein wenig älter – zumindest im Durchschnitt. So wurde auf Basis der aktuell verfügbaren Daten ermittelt, dass beispielsweise Mädchen des Jahrgangs 1996 durchschnittlich 91,2 Jahre und Jungen 86,2 Jahre erreichen. Das zeigen neue Berechnungen des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung (MPIDR) in Rostock, die auf der Grundlage von UN-Prognosen für die vom Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft initiierte und begleitete Initiative „7 Jahre länger“ erstellt wurden. Die deutlichen Unterschiede zwischen Ost und West, die es zum Zeitpunkt der Wiedervereinigung gab, sind damit im Laufe ungefähr einer Generation nahezu verschwunden. So starben im Wendejahr 1990 die Frauen im Osten noch durchschnittlich 2,7 Jahre früher als im Westen. Bei den Männern betrug diese Differenz sogar 3,4 Jahre.

Die fernere Lebenserwartung der einzelnen Geburtsjahrgänge unterscheidet sich inzwischen kaum noch, wie die drei Beispiele in der Grafik zeigen:

 

Größere Unterschiede nur noch bei Männern

Prinzipiell gilt: je jünger der Jahrgang, desto geringer der Ost-West-Unterschied und desto größer ist die Lebenserwartung. Nennenswerte Unterschiede treten heute nur noch bei den höheren Jahrgängen auf. So leben laut MPIDR Frauen ab 20 im Westen durchschnittlich etwa einen Monat länger als Frauen im Osten. Bei Männern zwischen 20 – 45 beträgt dieser Abstand durchschnittlich 2,5 Monate. Etwas aus der Reihe fällt die Differenz bei Männern im Alter von 45 bis 65 Jahren. Hier liegt die Lebenserwartung im Osten um bis zu elf Monate niedriger als im Westen. Die Forscher sehen als (eine) Begründung die mit der Wende besonders großen Herausforderungen für diese Geburtsjahrgänge. Brüche in den Erwerbsbiografien sowie das Einstellen auf vollkommen neue Strukturen hatten sich insbesondere auf das Sterblichkeitsrisiko von Männern ausgewirkt. Sie waren (oder fühlten sich) oftmals mit den neuen wirtschaftlichen Bedingungen stärker und direkter konfrontiert als Frauen im Osten.

Ab Geburtsjahr 2015 liegt der Osten sogar leicht vorn

Für den letzten untersuchten Geburtsjahrgang 2015 zeigen entsprechende Prognosen des MPIDR sogar einen hauchdünnen Vorsprung in der Lebenserwartung im Osten an. Wobei die Forscher diese Zahlen nicht überinterpretiert wissen möchten. Zumal sich wichtige Kriterien unterschiedlich entwickeln. So werden laut Bericht „auch heute noch Ost-West-Unterschiede etwa beim Rauchverhalten“ verzeichnet, die zukünftige Entwicklungen auch wieder anders beeinflussen können. Generell gehen die Forscher allerdings davon aus, dass es derart große Unterschiede wie Ende der 1980er Jahre zwischen Ost- und Westdeutschland nicht mehr geben wird. Somit dürfte, salopp gesagt, die Deutsche Einheit bei der Lebenserwartung erfolgreich vollzogen sein.