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Entgeltumwandlung wird oft nicht genutzt

Unternehmen möchten ihre Mitarbeiter bei der Altersversorgung (bAV) unterstützen. Der Großteil der Angebote bleibt jedoch ungenutzt.

In 90 Prozent der Firmen sind Regelungen für die Umwandlung von Entgelt in Altersvorsorgeansprüche etabliert. Aber nur in vier von zehn Unternehmen nutzt mehr als die Hälfte der Arbeitnehmer das Angebot. Das zeigt eine WTW-Studie zur Situation der Entgeltumwandlung in 2023. Auch das Betriebsrentenstärkungsgesetz (BRSG) hat daran kaum etwas geändert, wie 80 Prozent der befragten Unternehmen berichten.

Das bAV-Angebot von Unternehmen nimmt stetig zu, wie auch der jüngst verliehene Deutsche bAV-Preis 2023 zeigt. Jedoch liegen die Teilnahmequoten weiterhin auf einem niedrigen Niveau. „Personalverantwortliche der Unternehmen nennen vor allem fehlendes Wissen über den Versorgungsbedarf als Grund für die geringen Teilnahmequoten“, sagt Heiko Gradehandt, Senior Director Retirement bei WTW. „Die aktuelle Studie zeigt, dass eine attraktive Zuschussgestaltung über die gesetzlichen Mindestanforderungen hinaus zu einer höheren Nutzung führt. Unternehmen müssen aber auch ihren Mitarbeitern die Relevanz und Bedeutung der bAV erklären – es herrscht Kommunikationsbedarf.“

Skepsis bei Opting-out

Eine weitere Möglichkeit, die Teilnahmequoten zu erhöhen, ist das Opting-out, bei dem Mitarbeiter beim Eintritt in das Unternehmen „automatisch“ in die Entgeltumwandlung aufgenommen werden. Laut der „Global Benefits and Attitudes Survey 2022“ von WTW begrüßen 73 Prozent der Arbeitnehmer das Modell. Die aktuelle Studie zur Entgeltumwandlung zeigt jedoch, dass drei Viertel der Unternehmen (76 Prozent) dem Opting-out skeptisch gegenüberstehen oder es ablehnen. Nur zwölf Prozent haben es eingeführt. Christopher Schumbert, Senior Director bei WTW im Bereich Pension Brokerage dazu: „Unternehmen zögern meist aufgrund rechtlicher Bedenken oder interner Diskussionen mit der Arbeitnehmervertretung. Dabei erleben wir, dass Betriebsräte dem Modell sehr offen gegenüber sind. Die Praxis zeigt, dass das Modell zu einer höheren Akzeptanz der Entgeltumwandlung führt und sich damit lohnt.“

Mehr Mitarbeiter passten Beitragszahlungen an

Aufgrund der gestiegenen Unsicherheiten und Preiserhöhungen haben im Jahr 2022 mehr Mitarbeiter ihre Entgeltumwandlung angepasst, als es 2021 für das Folgejahr erwartet wurde. Knapp über 20 Prozent setzten 2022 die Beitragszahlungen aus oder reduzierten sie. Die Unternehmen haben mit knapp über zehn Prozent gerechnet. Für 2023 erwarten sie eine ähnliche Entwicklung: Etwa 30 Prozent rechnen damit, dass Mitarbeiter ihre Beitragszahlungen anpassen werden.

Bei ihren bAV-Angeboten setzen Unternehmen verstärkt auf kapitalmarktorientierte Produkte mit verminderten Garantieversprechen. Damit sollen in einem trotz der aktuellen Entwicklung noch von der Niedrigzinsphase geprägten Umfeld attraktive Renditen erzielt werden. Die Akzeptanz dieser Produkte bei den Unternehmen und die Zahl derer, die ihren Mitarbeitern entsprechende Produkte anbieten, hat sich seit der Untersuchung 2021 verdreifacht. Dabei herrscht weitgehend Einigkeit, dass ein gewisses Garantieniveau (80 bis 100 Prozent der gezahlten Beiträge) gegeben sein sollte.

Kommunikation: digital und persönlich

Eine verständliche Kommunikation des Angebots ist – neben attraktiver Zuschuss- und Produktgestaltung – eine notwendige Voraussetzung für die Akzeptanz der Entgeltumwandlung. Die veränderten Arbeitsbedingungen haben zu einem erheblichen Schub bei der Digitalisierung der Kommunikation geführt. Dennoch wird die persönliche Kommunikation weiterhin favorisiert, diese soll jedoch online und nicht vor Ort geschehen. Über die Hälfte der befragten Unternehmen (53 Prozent) informieren ihre Mitarbeiter über Online-Termine. Zukünftig möchten Firmen vor allem auf das Intranet (77 Prozent) und individuelle Beratungstermine (65 Prozent) setzen. Überraschenderweise planen nur sieben Prozent, zukünftig eine App-basierte Lösung zu nutzen.

Christopher Schumbert erklärt dazu: „Die früher so geschätzten Print-Broschüren sind vor allem bei größeren Unternehmen ein Auslaufmodell. Dass sich Apps bisher weniger durchsetzen konnten, kann daran liegen, dass Personalverantwortliche hinsichtlich deren Nutzung als Informationsmedium zur Entgeltumwandlung noch skeptisch sind.“