Nachricht an die Redaktion

    Ihre Nachricht an uns


    Mit * markierte Felder, sind Pflichtfelder

    Vorsorgemappe

    Newsletter abonnieren & kostenlose Vorsorgemappe anfordern.

    DIA Update

    Abonnieren Sie den kostenlosen
    Newsletter des DIA.

    Private Altersvorsorge

    In die eigenen Hände genommen: So schließt sich die Rentenlücke.

    Private Altersvorsorge | 4.5.2018 Drucken

    Wenn der Briefträger nach dem Rechten sieht

    „Post persönlich“ – so lautet eine neue Dienstleistung, die von der Deutschen Post ab Mai in Bremen angeboten wird. Der Briefträger sieht bei älteren oder behinderten Menschen nach dem Rechten. Ein Gespräch mit dem Projektleiter Stefan Schmidt über Piloten, Pläne und die Post.

    Ein ähnliches Projekt verfolgte die Deutsche Post schon mal in Essen, Mühlheim und Umgebung, stellte es dann aber recht schnell wieder ein. Was läuft dieses Mal anders?

    Stefan SchmidtDer Grundgedanke von „Post persönlich“ ist 2018 der gleiche wie 2015. Die Zusteller schauen täglich nach dem Rechten, erkundigen sich nach dem Wohlbefinden der älteren Menschen. Neu ist zum einen die enge und intensive Zusammenarbeit mit den Johannitern. Der Zusteller wird, sofern er bei seinem Besuch Bedarf für eine weitergehende Betreuung erkennt, sofort die Johanniter einschalten. Zum anderen finden wir heute, nach vier Jahren, eine andere Grundsituation vor. Das Thema „Vereinsamung im Alter“ und der Wunsch, länger in den eigenen vier Wänden zu leben, finden heute einfach eine größere Aufmerksamkeit. Wir glauben, dass unsere Idee schon damals gut war. Vielleicht war es noch etwas zu früh. Daher wollen wir mit einem ausreichend langen Atem noch einmal einen Anlauf unternehmen. Außerdem ist „Post persönlich“ in das größere Bremer Verbundprojekt „Herbsthelfer“ gut eingebettet. Wir starten den neuen Versuch gemeinsam mit dem Land Bremen.

    Durch die Kooperation erhält „Post Persönlich“ einen anderen Stellenwert …

    So ist es. Der Zusteller selbst kann und darf keine medizinischen oder pflegerischen Leistungen erbringen. Unsere Mitarbeiter nehmen lediglich den Kontakt auf. Sie klingeln, sprechen kurz mit den älteren Menschen. Sie sind Auge und Ohr. Dieser regelmäßige und persönliche Kontakt lässt sich über einen klassischen Hausnotrufdienst nicht organisieren. Wir haben uns ausführlich mit den französischen Postkollegen unterhalten, die schon länger ein ähnliches Projekt mit dem Titel „Schau nach meinen Eltern“ unterhalten. Es funktioniert in Frankreich gut. Der Postbote ist bekannt. Es besteht schon ein gewisses Vertrauensverhältnis. Daher werden wir für „Post persönlich“ auch keine speziellen Mitarbeiter heranziehen, sondern gerade auf den Vertrauensbonus der bekannten Zusteller setzen.

    „Bremen stieß bei uns auf offene Türen“

    Warum haben Sie für den Piloten Bremen ausgewählt?

    Die Initiative ging von der Stadt aus. Sie wollte weitere Dienstleistungen für Ältere schaffen. Da wir ebenfalls schon geraume Zeit darüber nachdenken, wozu wir unsere Infrastruktur zusätzlich nutzen können, stieß die Bremer Stadtverwaltung bei uns auf offene Türen. Wir haben dann eine Studie mit dem Institut für Informationswissenschaften in Bremen aufgelegt. Dafür wurden viele Interviews mit älteren Menschen geführt, mit Beschäftigten in Betreuungseinrichtungen, auch mit Zustellern. Daraus entstand eine lange Ideensammlung. Die Vorschläge haben wir anschließend diskutiert und eine Shortlist erstellt, aus der verschiedene Projekte, wie zum Beispiel der Lotsendienst oder der Bargeldservice mit der Bremer Sparkasse hervorgegangen sind.

    „Zusteller fungiert als Lotse“

    Bargeldservice erklärt sich von allein, aber was leistet der Lotsendienst?

    In Bremen gibt es bereits eine gut ausgebaute Struktur mit Dienstleistungszentren als Anlaufstelle für ältere Menschen. Dort erhalten sie Hilfe, können zum Beispiel ehrenamtlich Tätige zur Unterstützung im Haushalt anfordern. Diese Zentren bilden in Bremen das Rückgrat für die Altenhilfe. Der Lotsendienst dockt zweistufig an diese Zentren an. In Stufe 1 sprechen unsere Kollegen auf ihren Touren Menschen an, ob sie bereit sind, ehrenamtlich mitzuwirken. In einer zweiten Phase, etwa ab dem Sommer, erläutern die Zusteller älteren Menschen das Dienstleistungsangebot der Zentren. Der Zusteller, der seinen Stadtteil gut kennt, fungiert dabei als Mittler zwischen all diesen Beteiligten. Da wir uns in Bremen und somit am Meer befinden, lag die Bezeichnung als Lotse auf der Hand. Diese Lotsen sollen die Dienstleistungszentren mit ihrem ausgezeichneten Angebot an Hilfen und Beratung stärker bekannt machen. Bei dem angesprochenen  Bargeldservice können Sparkassenkunden telefonisch Bargeld ordern und die Zusteller bringen es dann zu ihnen. Hierfür erhebt die Sparkasse Bremen eine Servicegebühr.

    „Rasenmäher wie in Schweden sind wir aber nicht“

    Inwieweit ist der Service der Post für die Versorgung im Alter noch ausbaufähig?

    Ich möchte zum gegenwärtigen Zeitpunkt gar nicht über einzelne Leistungen reden. Tatsache ist, dass die Post über eine sehr gute, bundesweit funktionierende Zustellinfrastruktur verfügt. Wir können damit Leistungen, die einfach und schnell durchführbar sind und kein explizites Fachwissen erfordern, besser erfüllen als andere ohne diese Infrastruktur. Es wird sicherlich nicht mit Aufgaben funktionieren, für die der Zusteller jeweils eine Stunde benötigt. In Schweden, wo das Briefaufkommen stark zurückgegangen ist, können die Bürger inzwischen von der Post sogar den Rasen mähen lassen. Soweit werden wir sicherlich nicht gehen. Aber wir haben in Deutschland eine lebhafte Diskussion zum Erhalt der Infrastruktur in ländlichen Räumen und zur Bewahrung gleichwertiger Lebensverhältnisse. In dieser Gemengelage können wir uns gut vorstellen, dass die Post mit ihren Stärken eine Rolle spielt.

    „Wer bezahlt den Service künftig?“

    Planen Sie schon weitere Schritte?

    Jetzt testen wir erst einmal und sammeln Erfahrungen. Wir möchten zum Beispiel herausfinden, wer den Service bucht. Sind es die Älteren selbst oder eher Verwandte wie Tochter oder Sohn? In Frankreich ist das jeweils zur Hälfte der Fall. Wir wollen mit dem Pilotprojekt weitere Fragen klären. Wie lange dauert ein solcher Besuch gewöhnlich? Welche Auswirkung hat das auf die Zustellpläne und die Touren der Kollegen? Wenn unser neuer Service ankommt und den älteren Menschen wirklich hilft, dann muss man sich aber auch langfristig Gedanken darüber machen, wer ihn bezahlt. Die Finanzierung wird ein großes Thema sein bei der Weiterentwicklung dieses Projektes. Ist es direkt von den Nutznießern finanzierbar, kann dieser Leistungen solcher Art bei der Pflegeversicherung geltend machen? Im Augenblick stützen wir aus Testzwecken den Preis ja noch.

    Nachricht an die Redaktion

    Senden Sie Hinweise, Lob oder Tadel zu diesem Artikel an die DIA Redaktion.

    Nachricht an die Redaktion

    Haben Sie Anmerkungen oder Fragen zu diesem Beitrag? Schreiben Sie uns gern! Wir freuen uns auf Ihre Nachricht.

      Ihre Nachricht an uns


      Mit * markierte Felder, sind Pflichtfelder

      Artikel teilen

      [contact-form-7 404 "Nicht gefunden"]
      Ausgewählte Artikel zum Thema
      Wohnen im Alter

      Ältere haben die größten Wohnungen

      Je älter die Deutschen sind, desto mehr Platz haben sie in ihren Wohnungen. Gerade Senioren sehnen sich aber oft nach einem kleineren Zuhause. Mit Mitte 40 haben die Bundesbürger den meisten Platz in ihren Wohnungen. Obwohl im Anschluss oft die Haushaltsmitglieder schwinden, weil die Kinder ausziehen oder im hohen Alter der Partner stirbt, ziehen die […]

      Artikel lesen

      Ältere leben immer länger

      Deutsche Neugeborene dürfen sich auf ein längeres Leben freuen. Doch auch für Ältere hat die Lebenserwartung zugenommen. Nach der aktuellen Sterbetafel werden neugeborene Jungen voraussichtlich 78,3 Jahre alt. Mädchen können mit einer Lebensspanne von 83,2 Jahren rechnen. Seit Beginn der deutschen Aufzeichnungen hat sich die Lebenserwartung somit mehr als verdoppelt. Hauptursache dafür war lange Zeit […]

      Artikel lesen

      Kümmerer im demografischen Wandel

      Der neue Bundesarbeitsminister Hubertus Heil strebt „Vollbeschäftigung und einen verlässlichen Sozialstaat“ an. Das propagiert er nicht nur auf der Homepage seines Ministeriums. In mehreren Talkshows hat er für dieses Ziel geworben. Vorrangig nimmt er jetzt vier Milliarden Euro in die Hand, um Langzeitarbeitslose mit begleitenden Coachings in einen sozialen Arbeitsmarkt zu integrieren. Berlins Regierender Bürgermeister […]

      Artikel lesen