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    Private Altersvorsorge

    In die eigenen Hände genommen: So schließt sich die Rentenlücke.

    Private Altersvorsorge | 17.9.2024 Drucken

    Wenn am Ende des Geldes noch Lebenszeit übrig ist

    Einige Finanzverwalter werben mit der Frage, wie viel Geld für einen finanziell sorgenfreien Ruhestand notwendig ist. Diese Frage ist zwar spannend, aber nicht allgemein zu beantworten.

    Der wichtigste Aspekt bei der Lösungsfindung zum Verhältnis von Geld und Lebenszeit ist eine Mischung aus Biologie und Statistik. Biologisch gesehen ist es leider so, dass jeder Ruhestand irgendwann durch das Ableben endet.

    Statistisch ist die durchschnittliche Lebenszeit auch leicht zu berechnen. Aber schon die Statistiken gehen deutlich auseinander. Das statistische Bundesamt kalkuliert beispielsweise mit einer deutlich niedrigeren Lebenserwartung als die Deutsche Aktuarvereinigung, die für Lebensversicherungen relevante Zahlen liefert. Das ist auch nachvollziehbar, müssen die Versicherungsgesellschaften aufgrund ihrer Statistiken jahrzehntelang Garantien gegenüber den Versicherten einhalten. Für eine individuelle Betrachtung der Lebenszeit sind aber alle Statistiken nur bedingt geeignet. Unter passenden Rahmenbedingungen ist ein überdurchschnittlich langes Leben sicher wünschenswert. Es gibt dennoch Gewinner und Verlierer. Eine längere Lebenszeit bedeutet automatisch auch einen höheren Kapitalbedarf und trotzdem ist dieser nicht für jeden Ruheständler gleich. Wie im normalen Arbeitsleben ist es selbstverständlich auch im Ruhestand so, dass der Lebensstandard ganz unterschiedlich ausgeprägt ist. Ein höherer Lebensstandard führt unweigerlich zu höheren Kosten. Das wiederum führt zu höherem Finanzbedarf.

    Kürzere Ansparzeit erfordert stärkeren Kapitalaufbau

    Gewinner gibt es nicht nur am hinteren Ende des Ruhestandes. Je früher man sich den Ruhestand bereits „verdient“ hat, desto länger lässt sich dieser auch genießen. Mit einer verkürzten Ansparzeit wird es entsprechend auch noch anspruchsvoller, das notwendige Kapital aufzubauen. Neben den eigenen Zahlungen fehlt ja noch die entsprechende Wertentwicklung bis zum Ruhestand.

    Um die jeweilige Situation ganz individuell zu beleuchten, sollten für eine optimale Ruhestandsplanung einige Fragen bereits im Vorfeld gestellt und beantwortet werden, um entsprechende Maßnahmen zu planen und umzusetzen. Zunächst ist der Termin relevant, zu welchem der Ruhestand beginnen soll. Ob dieser auch realistisch erreichbar ist, hängt von vielen Faktoren ab. Oftmals wird der Termin auch als Paar geplant. Durch unterschiedliche Geburtsdaten muss abgewägt werden, ob ein gemeinsamer Ruhestandsbeginn sinnvoll und finanzierbar ist oder ob mit abweichenden Zeitpunkten gerechnet werden muss.

    Welche Einnahmen sind zu erwarten?

    Für einen bezahlbaren Ruhestand kommt es auf eine passende Einnahmen- und Ausgabenrechnung an. Mit welchen Einnahmen ist in der Rentenphase zu rechnen? Ein Angestellter wird später sicher eine gesetzliche Rentenzahlung erhalten und ein Beamter eine Pension. Die Höhe allerdings hängt schon von nicht planbaren Faktoren ab. Bei einem Selbstständigen, der mit einigen Ausnahmen von einer Vorsorgepflicht befreit ist, fallen verbindliche Alterseinkünfte weg und hängen noch viel mehr von der individuellen Planung ab. Doch auch bei der gesetzlichen Rente ist heute fast jedem Angestellten klar, dass diese allein nicht zur Sicherung des kompletten Altersruhestandes reicht.

    Das bedeutet im Umkehrschluss: je nach persönlicher Situation sind weitere Einnahmen aus privaten Renten, Immobilien, festverzinslichen Produkten, Aktien, Investmentfonds oder einer Reihe anderer Möglichkeiten erforderlich. Dabei sollte unterschieden werden zwischen Einnahmen mit oder ohne Kapitalverzehr, also eine reine Verwendung der Erträge wie zum Beispiel Mieteinnahmen oder Dividenden, oder dem sukzessiven Verkauf der eigenen Anlagen. Beim Kapitalverzehr kann es natürlich vorkommen, dass am Ende des Geldes noch Lebenszeit übrig ist. Das sollte tunlichst vermieden werden.

    Mit oder ohne Kapitalverzehr

    Trotzdem ist der Kapitalverzehr ein probater Weg, um die notwendigen Mittel kleiner zu halten. Die wichtigste Frage hierbei ist ein möglicher Nachlass, der ohne Kapitalverzehr größer ausfällt. Bestes Beispiel ist das Erbe an die Kinder, sofern diese vorhanden sind. Auch ein Mittelweg ist möglich. Das ist das typische Einsatzgebiet von Rentenversicherungen mit lebenslang garantierter Rente, bei der am Ende aber auch kein Vermögen mehr für die Nachkommen übrigbleibt. Zumindest das Szenario der nicht finanzierten Langlebigkeit kann so definitiv ausgeschlossen werden.

    Eine weitere Betrachtung sind einmalige Zahlungen, die notwendig werden für die lange ersehnte Weltreise oder die Entschuldung der selbstbewohnten Immobilie. Ersteres sollte als zusätzliche Position in die Planung einbezogen werden. Die Entschuldung wiederum sorgt im Gegensatz dafür, dass keine Kreditraten mehr die Liquidität fordern. Das geht positiv in die Planungen ein.

    Gestaffelte Anlagefristen

    Oftmals bleibt unbeachtet, dass die Ruhestandsplanung einen Zeitraum über viele Jahre oder auch Jahrzehnte betrifft, daher sind sowohl positive als auch negative Veränderungen zu erwarten. Allein die Inflation treibt die Kosten in die Höhe. Lebenshaltungskosten und auch Mieten steigen. Bei der eigenen Immobilie muss die Instandhaltung berücksichtigt werden und teure Themen wie betreutes Wohnen oder Pflege können auf Dauer notwendig werden. Zudem ist bei Paaren nicht von einem gemeinsamen Enddatum auszugehen und die Rechnung sollte auch für den Hinterbliebenen noch stimmen.

    Auf der anderen Seite wird oft vergessen, dass nicht alle Kapitalanlagen auch zum Renteneintritt benötigt werden und daher noch lange Zeit haben, Rendite zu erwirtschaften. Wenn beispielsweise ein Teil der vorhandenen Gelder in Aktienfonds liegt und dort für 20 Jahre arbeitet, hat sich der Wert schon bei fünf Prozent Wertenwicklung verdoppelt. Von daher ist es auch für den Ruhestand unglaublich wichtig, die Kapitalanlagen nach der benötigten Verfügbarkeit zu sortieren und entsprechend anzulegen. Gelder, die in den nächsten Jahren benötigt werden, sollten keiner Wertschwankung unterliegen und zum gewünschten Zeitpunkt auch fix verfügbar sein. Die Konsequenz: Nennenswerte Rendite erzielen sie nicht.

    Umgang mit dem Erbe planen

    Gelder, die erst später zum Einsatz kommen, sind auf dem Tagesgeldkonto falsch angelegt und sollten weiterhin in passenden Anlagen für Rendite sorgen. Der Ruhestand des Anlegers ist also noch lange kein Ruhestand der Geldanlage. Eine entsprechende Finanzplanung kann durchaus dafür sorgen, dass der Ruhestand schon einige Jahre früher beginnen oder sich zumindest finanziell angenehmer gestaltet lässt. Falls es gewünscht ist, kann dann den Erben schon frühzeitig ein Teil des Erbes übertragen werden, dann freuen sich gleich zwei Generationen über eine verlässliche Ruhestandsplanung.


    Gastautor Dominik Noizet ist Finanz- und Versicherungsmakler sowie Regionaldirektionsleiter für Global Finanz in Frickenhausen.

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