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    Private Altersvorsorge

    In die eigenen Hände genommen: So schließt sich die Rentenlücke.

    Private Altersvorsorge | 20.8.2018 Drucken

    Verrentung – ein ungeliebtes Kind

    Die Experten sind sich einig: Die Verrentung von Vermögen entspricht dem Bedarf vieler Sparer. Dennoch ist die Umwandlung von angespartem Geld in eine lebenslange Rente bei der Mehrheit der Deutschen ziemlich unbeliebt. Warum klaffen Verstand und Gefühl in diesem Punkt so weit auseinander?

    Dieser Frage gingen Jochen Ruß vom Institut für Finanz- und Aktuarwissenschaften Ulm und Stefan Schelling vom Institut für Versicherungswissenschaften an der Universität Ulm analytisch auf den Grund.

    Unbeliebte GeldanlagenIn ihrer Studie unter dem Titel „Bedarfsgerecht, aber unbeliebt – Nutzen und Akzeptanz der lebenslangen Rente“ ergründen sie, warum die Neigung zur Verrentung meist auch dann sehr gering ist, wenn diese rational geboten wäre. Der Ausgangspunkt ist eigentlich simpel: Niemand kennt bei Eintritt in den Ruhestand seine Restlebensdauer. Daher besteht das Risiko, dass das angesparte Geld vor dem Tod aufgebraucht ist. Die Folge: Einschränkungen beim Lebensstandard. Aus diesem Grund raten Vorsorgeexperten, zumindest einen Teil des Vermögens zu verrenten. Eine Leibrente zahlt der Versicherer bis ans Lebensende. Er übernimmt damit das „Risiko“ der Langlebigkeit.

    Nach dem Kapitalverzehr ist Schluss

    In diesem Punkt unterscheidet sich eine Rente von einem Entnahmeplan mit Kapitalverzehr. Bei ihm wird am Start eine Anzahl von Jahren festgelegt, in denen Auszahlungen stattfinden. Ist das Kapital aufgebraucht, endet die monatliche Raten-Rente. Lediglich bei einem Auszahlplan ohne Kapitalverzehr besteht diese Gefahr nicht. Aber dafür ist zum einen ein ziemlich großes Vermögen erforderlich, weil die monatlichen Auszahlungen lediglich aus den laufenden Erträgen und Kursgewinnen stammen. Außerdem wird der Kapitalstock selbst nicht für die eigene Altersvorsorge angegriffen, sondern kommt den Erben zugute. Diese Variante scheidet für Bezieher von kleinen und mittleren Einkommen also von vornherein aus. Bleibt die Verentung.

    Verhalten gibt Rätsel auf

    Schon seit Mitte der 60er Jahre sind sich die Wissenschaftler ziemlich einig, dass zumindest eine teilweise Verrentung des angesammelten Vermögens für die meisten Menschen die optimale Lösung darstellt. Außerdem legen empirische Studien nahe, so Ruß und Schelling, dass Menschen mit solchen Renteneinkünften im Alter zufriedener sind. Das tatsächliche Verhalten vieler fällt indes anders aus. Wissenschaftler bezeichnen dieses Auseinanderdriften als „Annuity Puzzle“. Welche Gründe gibt es dafür?

    Ruß und Schelling nennen drei rationale Erklärungen für dieses „Annuity Puzzle“. Da sei erstens der Wunsch, Geld an die eigenen Hinterbliebenen zu vererben. Zweitens könne Einkommen in ausreichender Höhe im Alter bereits vorhanden sein. Drittens halten möglicherweise die Kosten der Verrentung und die dabei einkalkulierten Sicherheitszuschläge die Sparer von einer Verrentung ab, weil sie die erzielbare Rente schlicht für zu niedrig halten.

    Rationale Erklärungen reichen nicht

    „Neuere wissenschaftliche Arbeiten berücksichtigen diese Aspekte und kommen zum Schluss, dass diese die beobachtete geringe Akzeptanz der Verrentung bei weitem nicht vollständig erklären können“, stellen die Studienautoren fest. Rationale Begründungen reichen nicht aus, um dieses Verhalten zu erklären. „Daher sollten psychologische beziehungsweise verhaltensökonomische Aspekte betrachtet werden“, fordern Jochen Ruß und Stefan Schelling. So greifen Menschen bei ihren Entscheidungen häufig auf vereinfachende Faustregeln zurück. Diese können durchaus sinnvoll sein, führen aber in ungünstigen Fällen zu Fehleinschätzungen. Für Letztere sind Menschen besonders anfällig bei Entscheidungen, die nur einmal im Leben getroffen werden müssen, und bei komplexen Sachverhalten.

    Beides trifft auf die Verrentung zu, erklären die Studienautoren und führen einige Beispiele für solche falschen Einschätzungen an:

    • Gegenwartspräferenz: Etwas sofort zu besitzen, erscheint wertvoller als eine Erwartung in der Zukunft.
    • Ankereffekt: Eine Zahl im Hinterkopf beeinflusst die Einschätzung. Durch das erlebte Alter der Eltern und Großeltern wird die eigene Lebenserwartung unterschätzt.
    • Mentale Buchführung: Menschen denken oft in Schubladen. Die Rentenversicherung liegt bei den meisten nicht in der „mentalen Schublade Versicherung“, sondern wird als Investment angesehen.

    Die Konsequenz: „Die Rentenversicherung wird nach den falschen Kriterien bewertet. Wichtigstes Kriterium sollte sein: Welches Risiko kann ich damit absichern? Primär betrachtet wird aber die Frage: Welche Rendite ist möglich?“, erläutern Ruß und Schelling das Dilemma, das aus dem irreführenden Verhaltensmuster der mentalen Buchführung resultiert.

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