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    Private Altersvorsorge

    In die eigenen Hände genommen: So schließt sich die Rentenlücke.

    Private Altersvorsorge | 26.1.2023 Drucken

    Garantien als doppelter Renditekiller

    Die 2002 eingeführte, geförderte Rente sollte die gesetzliche Rente ergänzen und Rentenkürzungen abfedern. Neben Versicherungs-, Bankspar- und Bausparverträgen gibt es auch Investmentsparpläne.

    Theoretisch müssten Fondssparpläne gegenüber allen anderen Varianten einen Renditevorteil haben, da die Sparer regelmäßig über einen längeren Zeitraum in Aktien-, Misch- und Rentenfonds investieren. Der Wunsch, Altersvorsorge mit Garantien zu versehen, hat sich in gut 50 Jahren geförderter Lebensversicherungspolicen und einem bisher ordentlich funktionierenden Rentensystem allerdings festgesetzt.

    In der Praxis erweisen sich jedoch die bei den Riester-Verträgen einzuhaltenden Garantien, die sich auf die eingezahlten Beiträge einschließlich Prämien beziehen, als problematisch. Dafür sind automatisierte Umtauschprozesse von Aktien- in Rentenfonds integriert. Diese greifen bei vorgegebenen Tiefstständen. Je nach hinterlegter Barriere oder/und Alter des Anlegers tauschen sie auch nicht mehr in Aktienfonds zurück.

    Das führt dazu, dass ausgerechnet ein professionell geführtes Portfolio in einer Börsenschwäche, wie während der Pandemie oder der Finanzkrise, aus Aktien aussteigt und, wenn überhaupt, erst nach einer deutlichen Erholung wieder in Aktien investiert. Riester-Sparer machen also gezwungenermaßen genau das Gegenteil von dem, was Experten Anlegern immer wieder raten. Statistisch nimmt die Anzahl möglicher Negativereignisse mit zunehmender Laufzeit zu. Damit steigt auch die Wahrscheinlichkeit der beschriebenen Umschichtungen. Dadurch verringert sich zugleich das Erholungspotential, das eigentlich durch automatisierte Zukäufe in Schwächephasen steigen könnte.

    Zinsanstieg als zusätzlicher Störfaktor

    Ein weiteres Problem entstand im vergangenen Jahr. Wie beschrieben erfolgt die systematische Umschichtung von Aktien- in Rentenfonds, wenn die Aktienkurse bereits stark gefallen sind und bestimmte vorgegebene Barrieren durchbrochen werden. Wenn danach allerdings auch noch die Kapitalmarktzinsen mit Verzögerung ansteigen, entsteht erheblicher Druck auf die Kurse von festverzinslichen Wertpapieren. Dieser Druck ist umso größer, je länger die Laufzeit der im Portfolio befindlichen Wertpapiere ist. Außerdem sind niedrig verzinste Anleihen deutlich zinssensibler als höher verzinste Papiere. Da das Portfoliomanagement von Rentenfonds in der Zeit von 2016 bis 2021 mit niedrigen, seitwärts tendierenden Zinsen bis hin zu Negativzinssätzen zu kämpfen hatte, befanden sich 2022 in fast allen bekannten Rentenfonds, die auch in Riester-Produkten eingesetzt wurden, eine Vielzahl eben solcher Anleihen.

    Zusätzlicher Negativeffekt anstelle einer Absicherung

    Als Folge verloren diese Rentenfonds je nach Laufzeitenstruktur zwischen zehn und 15 Prozent. So mancher Riester-Anleger, der bereits Zwangsumschichtungen von Aktien- in Rentenpapiere während der Finanzkrise und der Pandemie erleben musste, bekam dann einen Depotauszug, der noch nicht mal den Gegenwert der Einzahlungsbeträge auswies. Neben den Abschwächungen an den Aktienmärkten kamen noch die größten Kursverluste bei Anleihen hinzu, die es in Deutschland seit der Währungsreform 1948 und in den USA seit der Wirtschaftskrise 1928 gab. Die Initiatoren von Riester-Produkten hatten sicherlich keinen derartigen Inflations- bzw. Zinsanstieg „auf dem Schirm“. Andererseits ist das beschriebene Reaktionsverhalten von Rentenpapieren bekannt.

    Erholungspotential begrenzt

    Während Kurse von Aktien bewährter Unternehmen meist schon stark steigen, wenn nur die Andeutung einer etwas lockeren Geldpolitik lanciert wird, ist die Kursentwicklung bei Anleihen deutlich stärker an die Kapitalmarktzinsen gekoppelt. Verkürzt gesagt: Die Zinsen am Kapitalmarkt müssten fallen, um die Kurse von fest verzinslichen Wertpapieren wieder nach oben zu treiben. Hinzu kommt noch ein weiteres Problem. Die Anleihen im Depot sind meist noch die gleichen wie vor einigen Monaten, nur jetzt mit kürzerer Laufzeit. Dadurch reagieren die Papiere jetzt etwas langsamer als beim Abschwung. Die Zinsen müssten also eigentlich stärker fallen als sie vorher gestiegen sind. Danach sieht es allerdings im Moment nicht aus.

    Portfolio-Umstrukturierung als Herausforderung

    Offene Rentenstrategien, die theoretisch in allen Branchen, Staaten und Laufzeitbändern investieren dürfen, könnten durch sehr offensive, geschickte Investments „Überrenditen“ erzielen. Währungsgewinne, Schwellenländer oder Nachranganleihen können dafür als Opportunitäten genannt werden. Allerdings ist das Risikoprofil dann natürlich höher. In den betreffenden Anlageprodukten wurden jedoch meist extra etwas defensivere Fondsprodukte integriert. Diese können beispielsweise nur in europäische Staatsanleihen oder/und Unternehmen mit hoher Bonität investieren.

    Handlungsalternativen für Anleger

    Riester-Sparer, die nur die eigene Prämie erhalten und in einem Alter sind, bei dem keine Aktieninvestitionen mehr getätigt werden, sollten prüfen, ob der Vertrag weiter bespart wird. Unter diesen Umständen ist es vermutlich besser, die verfügbaren Raten in einen „freien Fondssparplan“ mit Aktien- oder flexiblen Mischfonds zu investieren und den Riester-Vertrag ruhen zu lassen. Sofern Kinder vorhanden sind und man dadurch noch einige Jahre mehrere Prämien erhält oder/und das Alter des Sparers noch eine Rückumschichtung in Aktienfonds ermöglicht, kann der Vertrag weiter bespart werden.

    Fazit: Die beschriebene Problematik gilt übrigens für einen großen Teil von Anlagekonstruktionen, die automatisierte Anpassungsprozesse einsetzen, die abhängig vom Alter eines Anlegers bzw. mit vorgegebenen Kursbarrieren Depotumschichtungen durchführen. Privatanleger, die auch in diesen schwierigen Zeiten über Liquidität verfügen, sollten trotzdem unbedingt etwas für die private Altersvorsorge tun. Aktien und Aktienfonds gehören selbstverständlich dazu. Es ist zu begrüßen, dass der Staat die Sparerpauschbeträge seit 2023 auf 1.000/ 2.000 Euro ein wenig erhöht hat.

    Außerdem denkt er darüber nach, die gesetzliche Rentenversicherung mit einer Aktienkomponente zu ergänzen. Hoffentlich versucht man nicht wieder, irgendein Garantiemodell zu implementieren. Selbst die eher vorsichtigen Verbraucherschutzverbände haben festgestellt, dass das statistische Risiko eines Verlustes, mit sehr langfristigen Anlagehorizonten, bei Null liegt.


    Andreas Görler

    Gastautor Andreas Görler ist Senior-Wealth-Manager und zertifizierter Fachmann für nachhaltige Investments bei der -Wellinvest- Pruschke & Kalm GmbH in Berlin. Weitere Beiträge von ihm und anderen Vermögensverwaltern finden Sie auf www.v-check.de.

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