Die verschenkten Milliarden
Mehr als 20 Millionen Arbeitnehmern stehen in Deutschland Vermögenswirksame Leistungen (VL) zu. Doch mehr als ein Drittel verzichtet darauf und verschenkt so Ansprüche in Milliardenhöhe.
Laut einer aktuellen Analyse nutzen lediglich rund 13 Millionen Arbeitnehmer ihren Anspruch auf Vermögenswirksame Leistungen. Sieben Millionen Deutsche verzichten hingegen darauf und lassen die Möglichkeit ungenutzt, dieses Geld zum Beispiel für die Altersvorsorge einzusetzen.
Ein Regionalatlas „Vermögenswirksame Leistungen“ des Finanzdienstleisters ebase verdeutlicht, dass so ein Milliardenbetrag für die individuelle Vorsorge verlorengeht. Laut Prof. Jens Kleine vom CFin – Research Center for Financial Services in München summieren sich die bundesweit nicht abgerufenen Ansprüche auf insgesamt über 1,6 Milliarden Euro jährlich. Dabei zeigt sich ebenfalls, dass es regional Unterschiede zwischen den Arbeitnehmern und ihrem Nutzungsverhalten im Hinblick auf die Vermögenswirksamen Leistungen gibt.
Regional sehr unterschiedlich
So lassen sich vor allem Arbeitnehmer in den alten Bundesländern die mit den VL verbundene Chancen entgehen. Den Ergebnissen dieser Studie zufolge verfallen dort jährlich fast 1,4 Milliarden Euro. In den neuen Bundesländern inklusive Berlin sind es vergleichsweise nur rund 240 Millionen Euro, die nicht genutzt werden. Selbst unter Berücksichtigung der jeweiligen Bevölkerungszahlen werden dort Vermögenswirksame Leistungen intensiver für verschiedene Ansparprodukte eingesetzt. Markante Unterschiede lassen sich auch zwischen den einzelnen Bundesländern erkennen. Wobei sich in bevölkerungsreichen Bundesländern mit hoher Arbeitnehmerdichte wie in NRW, Baden-Württemberg oder Bayern summarisch die nicht realisierten VL-Ansprüche deutlich von anderen Bundesländern abheben.
Unterschätztes Potenzial
Die Studie führt allerdings keine Ursachen an, warum Arbeitnehmer die Vermögenswirksamen Leistungen nicht beanspruchen. Dennoch zeigen sich die Initiatoren überrascht davon, dass so viele Arbeitnehmer hierzulande ihren VL-Anspruch komplett ungenutzt lassen. Möglicherweise sehen viele Anspruchsberechtigte die VL-Beträge zwischen 6,65 bis 40 Euro im Monat als zu gering an. Doch damit unterschätzen viele die Chancen, die sich durch den Zinseszinseffekt langfristig daraus ergeben.
Kleiner Betrag mit großer Wirkung
Beispielhaft dokumentiert die Studie, dass allein auf der Basis der Wertentwicklung des DAX in den letzten 30 Jahren (rund 7 Prozent p. a.) selbst bei der geringstmöglichen Sparrate von 6,65 Euro monatlich nach 40 Jahren insgesamt 25.747 Euro angespart werden. Könnten zudem Arbeitnehmer über den maximalen monatlichen Anspruch in Höhe von 40 Euro verfügen, kommen nach einem 40jährigen Erwerbsleben sogar 154.868 Euro zusammen. In jedem Fall wären somit zusätzliche Mittel verfügbar, um eine drohende Rentenlücke zu reduzieren und die individuelle Altersvorsorge auf eine breitere Basis zu stellen.
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