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Lebenserwartung wird systematisch unterschätzt

In die finanziellen Planungen für den Ruhestand schleicht sich regelmäßig ein Fehler ein: Die eigene Lebenserwartung wird systematisch unterschätzt. Dafür gibt es eine Erklärung: „Die meisten Menschen orientieren sich an der Generation ihrer Eltern oder Großeltern. Deren Todeszeitpunkt ist eine Art mentaler Anker für die Schätzung der eigenen Lebenserwartung. Aber das sind längst überholte Zahlen“, erläuterte Jochen Ruß vom Ulmer Institut für Finanz- und Aktuarwissenschaften auf einer Veranstaltung des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA) in Frankfurt. Die Lebenserwartung steigt pro Jahrzehnt etwa um 2,5 Jahre. Nimmt man für eine Generation 30 Jahre an, so lebt die heutige Generation Mitte, also die 30- bis 59-Jährigen, im Durchschnitt 15 Jahre länger als ihre Groß­eltern. Wer diese Verlängerung der Lebenserwartung nicht einkalkuliert, liegt von vornherein falsch bei seinen Dispositionen für den Lebensabend.

Die durchschnittliche Lebenserwartung ist allerdings nur der „Normalfall“ und damit für die individuelle Planung des Lebensabends eigentlich irrelevant. Eine Frau im Alter von 50 Jahren hat derzeit zum Beispiel eine Restlebenserwartung von 36,1 Jahren, das heißt, sie wird dem statistischen Durchschnitt zufolge ihren 86. Geburtstag erleben. Zugleich besteht aber eine 17-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass sie 95 Jahre alt wird. Dabei wird bei diesen Zahlen der medizinische Fortschritt wahrscheinlich sogar noch unterschätzt. Nach einer ergänzenden Berechnung des Statistischen Bundesamts mit etwas optimistischeren Annahmen ergibt sich sogar eine Wahrscheinlichkeit von 22,5 Prozent für das Alter 95.