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Schwierige Balance

Eigentlich ist Geldanlage ganz einfach. Es gibt Aktien, Anleihen und Cash. Daraus baut man dann seine Portfolios. Vielleicht noch mit Gold oder anderen Rohstoffen. Wer will, rechnet auch Immobilien dazu. Aber es bleibt dabei: Die grundsätzlichen Möglichkeiten sind überschaubar – sie in die richtige Balance zu bringen, ist schwieriger.

Die Banken machen einen Staatsakt daraus, jeden Kunden nach seiner individuellen Risikotragfähigkeit zu beurteilen, ihn in eine Schublade zu stecken und ihm zu erklären, was für ihn das Richtige ist. Sie tun das natürlich, um die optimale Anlage für ihn zu finden – und um sich selbst von Haftungsansprüchen freizustellen, wenn es schiefgeht. Aber in jedem Fall ist es tatsächlich wichtig, die Bausteine sinnvoll zu mischen.

Grundsätzlich gilt: Aktien sind risikoreich, Anleihen eher nicht. Gold und Silber sind eher was fürs Sicherheitsgefühl als fürs Geldverdienen. Immobilien sind, wenn sie selbst genutzt werden, keine Anlage, sondern Konsum. Wenn sie vermietet sind, bringen sie Rendite, binden Kapital aber langfristig. Cash schließlich ist notwendig für die kleinen Notwendigkeiten zwischendurch.

Die ideale Mischung ist tatsächlich für jeden Einzelnen zumindest graduell unterschiedlich. Immobilien sollen wegen ihrer Sperrigkeit einmal außen vor bleiben. Dann gilt: ein guter Start sind 35 Prozent Aktien, 55 Prozent Anleihen und der Rest Cash und eventuell Gold. Das ist eher konservativ, lässt aber genug Phantasie über die Aktienquote. Manche Banken und auch viele der neuen RoboAdvisors machen es sich leichter und bieten einfach alle Mischungen in Zehn-Prozent-Schritten an: Von 100 Prozent Aktien und 0 Prozent Anleihen über 50/50 bis zu 0 Prozent Aktien und 100 Prozent Anleihen.

Für jeden die passende Mischung finden

Für jede dieser Risiko-Rendite-Mischungen gibt es die – in der Vergangenheit erzielten – Ertragskurven und Daten zu den größten Verlusten. So findet dann jeder die Mischung, die ihm gefällt. Ist die Entscheidung einmal getroffen, kann das Geldanlegen starten. Egal ob einmalig eine Summe eingezahlt oder monatlich gespart wird. Nach einem Jahr schaut sich der Anleger dann sein Depot an und freut sich im Idealfall über einen schönen Zuwachs.

Dieser aber wird selten gleichmäßig über Aktien und Anleihen verteilt sind. Erwartungsgemäß haben vielleicht Aktien ein Plus von acht Prozent erzielt, der Anleiheteil aber nur ein Prozent. Das bedeutet, dass sich die ursprünglich gewählte Aufteilung der Anlageklassen verschoben hat, in diesem Fall zugunsten des Aktienanteils. Dieser ist mehr wert, hat also einen verhältnismäßig größeren Anteil am Portfolio und schon ist statt etwa 35 zu 55 zu 10 das Ganze eine krumme Aufteilung von vielleicht 41 zu 51 zu 8.

Alles auf Anfang zurück?

Was tun? Viele Banken raten jetzt zum Rebalancing. Das bedeutet, alles wieder in die Waage, also zur Ausgangsaufteilung zurückzubringen. Etwas aus dem Aktienanteil verkaufen, vielleicht Gold aufstocken oder die Cash-Position stärken bis es wieder 35 zu 55 zu 10 heißt. Der Vorteil: die als richtig erkannte Mischung bleibt erhalten und man geht mit dem gleichen Risikoprofil in das nächste Jahr. Der Nachteil: Laufen Aktien gut, verliert man Rendite, zudem fallen für die Umschichtungen Gebühren an.

Dazu kommt die Frage, wann eigentlich der richtige Zeitpunkt zum Rebalancing ist. Ist das zwangsläufig der Jahreswechsel und warum? Nur weil dann die Bücher geschlossen sind und Bilanz gezogen wird? Es könnte auch ein beliebiger anderer Zeitpunkt im Jahr sein, etwa der eigene Geburtstag oder der des Partners.

Auf der Suche nach dem besten Zeitpunkt

Ob sich ein solcher Stichtag eignet, ist immer zu hinterfragen. Grundsätzlich gilt auch hier: auf lange Sicht verschwimmen die Unterschiede und zu einem Tag muss es ja sein. Wer versucht, immer den besten Tag für sein persönliches Rebalancing zu finden, muss sich zum einen enorm viel damit beschäftigen. Zum anderen wird man wahrscheinlich nie den besten Tag erwischen.

Trotzdem sollte ein Rebalancing nicht gerade dann stattfinden, wenn es einen starken Einbruch am Markt gab oder eine bestimmte Anlageklasse – etwa Gold, das sehr heftig auf Nachrichten reagieren kann – außergewöhnlich stark gestiegen ist. Dann verzerren solche Einzelereignisse vielleicht eine ganze kluge Strategie. Besser ist es, mit einem gewissen Augenmaß zu entscheiden, ob ein Rebalancing überhaupt stattfinden muss. Wenn sich nicht sehr viel geändert hat, kann eine Mischung auch einmal mit krummen Zahlen weiterlaufen. Das gilt umso mehr, wenn man gut laufende Aktien, bei denen man nicht von einer Korrektur ausgeht, sonst zu billig verkaufen würde oder gute, aber mit dem Markt verprügelte Aktien abgäbe, obwohl fundamentale Daten eine schnelle Erholung rechtfertigen würden.

Der beste Weg ist auch hier der des gesunden Menschenverstandes: Bei kleinen Verschiebungen einfach laufen lassen, bei großen durchaus handeln, aber nicht hektisch und vor allem auf die Gebühren schauen.


Ab und zu schreiben Experten für das Deutsche Institut für Altersvorsorge (DIA), die nicht zum Kernteam gehören. Aber was bedeutet das schon. Gäste empfängt man immer am wärmsten.

Wie Uwe Zimmer. Er ist Geschäftsführer des Vermögensverwalters z-invest GmbH in Köln.