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    Kapitalmärkte und Kapitalanlagen

    Die Börse im Blick: So wird investiert.

    Kapitalmärkte und Kapitalanlagen | 19.4.2022 Drucken

    Die Crux mit der Taxonomie der EU

    Die Reaktion auf die Entscheidung der EU-Kommission vom 2. Februar 2022, Atomenergie und Gaskraft als „Übergangstechnologie“ für den Klimawandel zuzulassen und damit auch als nachhaltig einzustufen, sorgte für Empörung.

    Andererseits verhielten sich einige Akteure am Finanzmarkt eher zurückhaltend. Auch das Thema Militärtechnologie wird gelegentlich als nachhaltige Investitionsmöglichkeit ins Kalkül gezogen. Grundsätzlich handelt es sich bei einer Taxonomie um ein Verfahren, das Objekte nach bestimmten Kriterien klassifiziert und kategorisiert.

    Nachhaltigkeit Taxonomie

    Bei der EU-Taxonomie besteht das Ziel darin, Finanzaktivitäten so zu steuern, dass der Klimaschutz, die Klimawandelanpassung, die nachhaltige Nutzung von Wasserressourcen, der Wandel zu einer Kreislaufwirtschaft, die Vermeidung von Umweltverschmutzung und der Schutz von Ökosystemen und Biodiversität gefördert werden.

    Die Argumentation zum Gas und zur Kernkraft bestand darin, dass beide Formen der Energie-Erzeugung als Brückentechnologie gebraucht werden, damit die EU ihr Ziel, bis 2050 klimaneutral zu werden, erreicht. Dennoch ging es weniger um eine objektive Bewertung klima- und umweltfreundlicher Technologien, sondern um Industrie- und Machtpolitik. Vor allem die Regierungen von Frankreich und Deutschland machten Druck, um ihre jeweilige Energiestrategie besser umsetzen zu können. Viele Nachhaltigkeitsaspekte beruhen allerdings auf physikalischen Gesetzen oder langfristigen Erhebungen von Klimadaten und nicht auf Eigeninteressen von Nationalstaaten und Branchenverbänden.

    Wenig Auswirkungen für informierte Selbstentscheider

    Anleger, die einen stabilen, eigenen „Nachhaltigkeitskompass“ haben, müssen eigentlich kaum umdenken. Bei vorhandenen aktiven oder passiven Finanzprodukten sollte aber etwas genauer überprüft werden, ob plötzlich Aktien oder Anleihen von Firmen integriert wurden, die jetzt zwar auch zur Taxonomie, aber nicht zu den eigenen Prioritäten passen. Ein Blick auf das aktuelle Factsheet des entsprechenden Fonds oder, etwas verzögert, auf den Halbjahresbericht sollte daher schon erfolgen.

    Großinvestoren geben die Parameter selbst vor

    Stiftungen und kirchliche Organisationen haben in der Regel ohnehin eine eigene Nachhaltigkeitsagenda, die seit Jahrzehnten besteht. Die Integration von fossilen Energieträgern oder Nuklearenergie kommt für diesen Investorenkreis meist nicht in Frage, auch wenn die „offizielle Erlaubnis“ nun besteht. Pensionsfonds, die nachhaltige Strategien integriert haben, aber regelmäßig Betriebsrenten auszahlen müssen und auch Altverträge mit relativ hohen Ausschüttungsquoten bedienen müssen, könnten ein erweitertes Spektrum an Investitionsmöglichkeiten gegebenenfalls nutzen. Auch große Staatsfonds oder Versicherungen könnten theoretisch wieder größere Volumina in diese Segmente investieren. Allerdings wird es auch Großinvestoren geben, die keine Portfolioerweiterungen vornehmen werden.

    Letztlich haben es die Anleger selbst in der Hand

    Diese leider zu erwartenden Entscheidungen und die damit verbundene Aufsplittung der Geldströme sind tendenziell ein Erschwernis für die Erreichung nachhaltiger Ziele, sofern man den Finanzmarkt als wesentliche Unterstützung dafür erachtet. Allerdings kann dies auch ein Lackmustest für nachhaltige Produkte sein. Investoren müssen sich nun noch etwas intensiver mit einem zusammengesetzten nachhaltigen Finanzprodukt befassen. Letztlich entscheiden auch die Anleger, ob man Aufweichungen toleriert oder Finanzprodukte vorzieht, die es hinsichtlich der Nachhaltigkeitskriterien weiterhin ernst meinen. Es gibt mit FNG, ÖGUT, dem österreichischen Umweltzeichen oder den Einschätzungen von ECO-Reporter genügend Adressen, die sich dezidiert mit dem Thema auseinandersetzen. Sie unterstützen diese Aufweichung bei der Label-Vergabe nicht bzw. reagieren darauf mit negativer Bewertung.

    Zweifel an der Ernsthaftigkeit beim Klimaschutz

    Die Internetseite www.nachhaltiges-investment.org listet immer noch „nur“ ca. 400 nachhaltige Investmentfonds für die Region Deutschland auf. Hier finden sich auch klare Aussagen zu den geltenden Nachhaltigkeitskriterien. In den letzten Monaten hat sich die Anzahl der aufgeführten Fonds nicht erhöht. Mal sehen, ob das auch so bleibt oder ob sich die Depots einiger Anbieter strukturell verändern. Bei Anlegern, die sich mit dem Thema noch nicht so lange auseinandersetzen, können leider auch Zweifel an der Ernsthaftigkeit und der Konsequenz der EU beim Klimaschutz aufkommen. Man stellt sich vielleicht die die Frage, warum man sich mehr anstrengen soll als die Entscheider in Brüssel?


    Andreas Görler

    Gastautor Andreas Görler ist zertifizierter Fachmann für nachhaltige Investments und Senior-Wealth-Manager bei der -Wellinvest- Pruschke & Kalm GmbH in Berlin. Weitere Beiträge von ihm und anderen Vermögensverwaltern finden Sie auf www.v-check.de.

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