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Wer gilt in Europa als arm oder armutsgefährdet?

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Die Armutsgefährdungsschwellen bzw. tatsächliche Armut sind in Europa und insbesondere in der EU erwartungsgemäß unterschiedlich verteilt – real wie subjektiv. 

Daher hat der Informationsdienst des Instituts der deutschen Wirtschaft (iwd) genauer hingeschaut, wo diese Grenzen in Europa und insbesondere in der EU liegen beziehungsweise wer wann arm dran ist. Deutschland rangiert dabei knapp unter dem Durchschnitt.

Laut iwd-Angaben galten 2020 in Deutschland 16 Prozent der Bevölkerung als relativ einkommensarm. Mit 32 Prozent hatten griechische Bürger laut Selbstauskunft die größten Schwierigkeiten, mit ihrem Einkommen zurechtzukommen. Innerhalb der EU hängt die Einstufung als armutsgefährdet oder arm vor allem vom Heimatland ab. Die Schwellenwerte für die Armutsgefährdung orientieren sich an den durchschnittlichen Einkommen des jeweiligen Landes. So gelten gemäß EU-Statistik Menschen als relativ einkommensarm, deren Nettoäquivalenzeinkommen unterhalb von 60 Prozent des mittleren Einkommens des jeweiligen Mitgliedsstaates liegt. Nach dieser Regel sind skandinavische Länder insgesamt seltener von Armut betroffen als andere Staaten in Europa. In Deutschland reicht die Armutsgefährdung von gering bis mittel, abhängig vom jeweils gewählten Maßstab.

Schwellenwerte sehr verschieden

Eine deutsche Familie mit zwei Kindern unter 14 Jahren liegt mit einem Nettoeinkommen von weniger als 2.619 Euro unter der Armutsgefährdungsschwelle. Ein Single in Deutschland gilt nach EU-Definition als relativ einkommensarm, wenn er netto über weniger als 1.247 Euro im Monat verfügt. Innerhalb der EU müssen nur die Luxemburger, Niederländer und Österreicher mehr Geld zur Verfügung haben, um nicht als relativ einkommensarm zu gelten. In Rumänien hingegen liegt der entsprechende Single-Vergleichswert bei gerade einmal 464 Euro. Auch in Bulgarien, in der Slowakei sowie in Griechenland sind die Schwellenwerte für Singles relativ niedrig.

Grundbedürfnisse als Maßstab

Die Armutsgefährdungsquote – der Anteil der relativ einkommensarmen Menschen an der Gesamtbevölkerung – spiegelt die Einkommensungleichheit eines Landes wider. Hier schneidet Tschechien am besten ab, während Lettland das Schlusslicht bildet. Materielle Entbehrung liegt nach EU-Definition vor, wenn drei von neun Grundbedürfnissen aus finanziellen Gründen nicht befriedigt werden können. Bei vier unerfüllten Grundbedürfnissen spricht man von erheblicher materieller Entbehrung. Zu den Grundbedürfnissen zählen etwa das angemessene Heizen der Wohnung und die fristgemäße Zahlung der Miete. Auch eine einwöchige Urlaubsreise beziehungsweise ein eigenes Auto sollten finanziell drin sein. Der iwd hat verschiedene Zahlen für und Sichtweisen auf das Thema Armut und Armutsgefährdungsschwellen hier grafisch aufbereitet.

Rumänien und Bulgarien am Ende der Skala

Eurostat und iwd erheben neben den Angaben zu den Armutsgefährdungsschwellen auch Informationen darüber, wie Menschen in Europa darüber denken, ob sie gut mit ihrem verfügbaren Geld auskommen. So gaben 2021 in Deutschland 4,6 Prozent der Haushalte an, finanziell nur sehr schwer zurechtzukommen. Lediglich Finnland, die Niederlande und Schweden wiesen noch niedrigere Anteile bei dieser Fragestellung auf. Am anderen Ende der Skala ist in Bulgarien und Rumänien der Anteil jener Haushalte vergleichsweise hoch, denen es nach eigener Auffassung oft am Nötigsten fehlt. So berichtet beispielsweise im Jahr 2021 aus Rumänien mehr als jeder dritte Haushalt (34,5 Prozent) von materiellen Entbehrungen. „Erhebliche“ materielle Entbehrungen mussten noch 23,1 Prozent der rumänischen Haushalte hinnehmen.