Welche Vermögensanlage bevorzugen Wohlhabende?
Eine Umfrage unter Deutschlands Wohlhabenden zeigt, wie sie ihre Vermögen anlegen, welche Ziele sie verfolgen und welche Rolle externe Beratung dabei spielt.
Detaillierte Einblicke in die Vermögensanlage von wohlhabenden Deutschen ermöglicht eine Umfrage, die der Finanzdienstleister FINVIA zusammen mit dem Handelsblatt Research Institute durchführte.
Manche Ergebnisse sind durchaus überraschend. Befragt wurden 300 Personen ab 18 Jahren, die über ein Gesamtvermögen von 500.000 Euro und mindestens ein Kapitalanlageprodukt verfügen. Übrigens ist die Zahl der Millionäre in Deutschland auch während der Corona-Krise gestiegen. So lebten laut dem Mitte 2021 veröffentlichten „World Wealth Report“ der Unternehmensberatung Capgemini rund 1,54 Millionen Millionäre in Deutschland, nach 1,47 Millionen im Vorjahr. Vor allem ein starker Aktienmarkt und steigende Immobilienbewertungen sorgten für Vermögenszuwachs.
Immobilien bevorzugt
Imobilien stehen an der Spitze der Anlageklassen. So haben 42,6 Prozent der Vermögenden in Immobilien investiert. Je jünger die Befragten, desto eher wird die Immobilie vermietet. Erst mit ansteigendem Alter nimmt die Selbstnutzung zu. Auf dem zweiten Platz stehen Aktien oder Aktienfonds. Knapp ein Viertel (24,6 Prozent) der deutschen Vermögenden nutzt diese Form der Kapitalanlage. Aktien und Aktienfonds liegen auch klar vorn, wenn es um die zukünftige Geldanlage geht. 52 Prozent wollen ihr vorhandenes Depot aufstocken. Den Immobilienbesitz erweitern wollen (oder können) hingegen nur 29 Prozent der Befragten. Auf Krisenszenarien oder kritische Rohstoffressourcen dürfte es zurückzuführen sein, dass 23 Prozent sich stärker in Gold oder Rohstoffen engagieren wollen.
Viel Liquidität
Auch klassische beziehungsweise risikoärmere Anlageprodukte finden sich in den Portfolios der Vermögenden: Sparbrief, Lebensversicherung, Anleihen oder Bausparvertrag. Beachtlich hoch ist mit über acht Prozent der Cash-Anteil und damit die verfügbare Liquidität. Unternehmensbeteiligungen (Private Equity) finden hingegen mit gerade einmal 2,3 Prozent noch wenig Beachtung. Zudem tendieren die Befragten bei ihrer Vermögensanlage klar in Richtung Home Bias, bevorzugen also einheimische Aktien und Anleihen – inklusive der damit verbundenen Risiken für ihre Vermögensziele.
Risikoaversion verbreitet
Geht es um Risikobewusstsein oder Renditechancen, legt jeder Dritte der Befragten Wert auf Wachstumsorientierung. Das gilt insbesondere für die Jüngeren. 75 Prozent der wachstumsorientierten vermögenden Anleger sind zwischen 18 und 24 Jahre alt. Insgesamt ist jedoch eine hohe Risikoaversion verbreitet. So achten 17 Prozent der bereits Vermögenden auf eine konservative Anlageausrichtung und weitere 25 Prozent präferieren eine Sicherheitsorientierung für ihr Kapital. Jeder Fünfte immerhin bezeichnet seine Kapitalanlage als gewinnorientiert. Lediglich vier Prozent setzen in der Vermögensanlage auf spekulative Methoden beziehungsweise Angebote.
Selbst ist der Anleger
Vermutlich geringer als vielleicht erwartet fällt der Anteil der Vermögenden aus, die für die Kapitalanlage auf externe Beratung setzen. 63 Prozent nehmen ihr Vermögensmanagement selbst in die Hand. Das kann an einer „Selfmade“-Mentalität liegen oder an Argwohn. So stimmen 54 Prozent der Befragten der Aussage zu: „Es ist schwierig, vertrauensvolle Berater und Institutionen zu finden.“ Vielleicht resultiert es aber auch aus unzureichender Planung. Mehr als die Hälfte der Befragten (53 Prozent) gibt nämlich an, keine übergeordnete Strategie für die individuelle Vermögensanlage zu haben. Wem die langfristige Strategie fehlt, der behält dann die eigene Vermögensanlage lieber kontinuierlich im Blick. Nahezu jeder Dritte (31 Prozent) der Befragten schaut mindestens wöchentlich ins Portfolio und nimmt gegebenenfalls Änderungen vor.
Nachricht an die Redaktion
Senden Sie Hinweise, Lob oder Tadel zu diesem Artikel an die DIA Redaktion.
Ausgewählte Artikel zum Thema
Zur Abwehr der Inflation bereit
Die Inflation frisst Erspartes auf. Immer mehr Angebote mahnen zur Eile, um das zu verhindern. Profis empfehlen aber, sorgfältig Chancen und Risiken abzuwägen. Jeder kann sie derzeit spüren. An der Supermarktkasse. An der Tankstelle. Die Inflation ist allgegenwärtig. In den letzten Monaten des Jahres 2021 stieg das Preisniveau um über fünf Prozent im Vergleich zu […]
Artikel lesenSteuern sparen mit einem Supervermächtnis
Das Ehegattentestament, insbesondere in der Form des „Berliner Testaments“, erfreut sich größter Beliebtheit. Mit einem solchen Testament wird der überlebende Ehegatte zum alleinigen Erben eingesetzt. Außerdem regelt es, wer nach dem Tod des Überlebenden erbt. Das sind meist die Kinder. So vorteilhaft dies auch klingen mag, steuerlich ist ein solches Testament meist nachteilhaft. Doch es […]
Artikel lesenErbschaften brauchen einen Fahrplan
Viele Menschen planen zumindest einen Teil ihres Vermögens dezidiert für die kommenden Generationen ein. Daher spielt zum einen die richtige Art der Geldanlage eine wesentliche Rolle, zum anderen kommt es auf die steuerliche Strukturierung an. In Deutschland wachsen die Volumina der Erbschaften immer mehr. Im Jahr 2020 haben die Finanzverwaltungen in Deutschland Vermögensübertragungen durch Erbschaften […]
Artikel lesen