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    Demographie | 28.9.2020 Drucken

    Pflege: Familien immer stärker am Limit

    Die Betreuung von Pflegebedürftigen erfolgt in Deutschland zumeist durch Angehörige. Doch rund ein Viertel der davon betroffenen Familien fühlt sich laut aktuellem AOK-Pflege-Report „hoch belastet“.

    Drei von vier Pflegebedürftigen werden zu Hause gepflegt. Dabei ist Pflege hierzulande überwiegend Familien- und Frauensache. Das geht zu Lasten der Pflegenden.

    Bereits gut jeder Vierte (25,8 Prozent) von mehr als 1.000 befragten Angehörigen ist schon jetzt „hoch belastet“. Dieses und weitere Ergebnisse dokumentiert der Pflege-Report 2020 des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO). Der Erhebungszeitraum der dem Report zugrundeliegenden Forsa-Studie lag zwischen Dezember 2019 und Januar 2020. In der sich anschließenden Zeit der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Beeinträchtigungen und zusätzlichen Belastungen dürften die Herausforderungen für die pflegenden Familien noch gestiegen sein.

    Im Durchschnitt unterstützen die befragten Pflegehaushalte ihre Angehörigen 8,6 Stunden täglich. Zudem helfen 1,5 Stunden – nicht bezahlte – Nachbarn, Bekannte oder Freunde. Gerade einmal 0,7 Stunden pro Tag kommen auf Pflegedienste oder andere Leistungen der Pflegeversicherung. Zeitlich liegt die Hauptlast also eindeutig auf den Familien, die Angehörige zu Hause pflegen. Allerdings ist diese Zeitkomponente in der häuslichen Pflege ungleich verteilt. Während die Hälfte der pflegenden Angehörigen rund vier oder weniger Stunden pro Tag für die Pflege aufwendet, steht für ein Viertel der Befragten mindestens ein Pensum von 7,6 Stunden pro Tag an. Besonders stark gefordert sind zudem Familien, in denen Menschen mit den Pflegegraden 3 bis 5 beziehungsweise Demenzkranke gepflegt werden. In diesen Fällen stehen für die betroffenen Haushalte rund zehn Stunden Pflegearbeit und für jede zehnte Familie sogar Pflegezeiten von 20 Stunden und mehr pro Tag an.

    Auswirkung auf die Lebenszufriedenheit

    Neben den knapp 26 Prozent der Befragten, die ihre Belastung als „hoch“ einschätzen, bezeichnet das Gros (43,2 Prozent) die empfundene  Belastung als „mittel“. Nicht ganz ein Drittel (31 Prozent) empfindet die Belastung eher als „niedrig“. Als Basis für diese Einschätzungen dient die sogenannte „Häusliche-Pflege-Skala“ (HPS). Diese umfasst unter anderem ausgewählte Fragen zur körperlichen Erschöpfung oder psychischen Belastung sowie zur allgemeinen Lebenszufriedenheit. Gerade beim letzten Punkt spielt die Pflegesituation insgesamt eine Rolle. Dazu zählt beispielsweise Vereinbarkeit von Pflege mit Familie oder Erwerbstätigkeit.

    Finanzielle Belastungen halten sich in Grenzen

    Die Kostenbelastung der pflegenden Haushalte hält sich dagegen in Grenzen. Die Befragung zeigt, dass überhaupt nur jeder vierte Pflegebedürfte (25 Prozent) Eigenleistungen zu tragen hat. Monatlich werden dafür dann im Schnitt 250 Euro aufgewendet. Unter den Familien, die im Rahmen der Pflegeversicherung beispielsweise einen Pflegedienst oder die Tagespflege nutzen, müssen knapp 40 Prozent Eigenanteile leisten. Deren Höhe beträgt durchschnittlich etwa 200 Euro pro Monat. Zusätzliche und ausschließlich privat finanzierte Hilfen oder Pflegeleistungen nutzen nur fünf Prozent der Befragten. Gemessen an den Kosten einer vollstationären Pflege fallen die finanziellen Belastungen allerdings deutlich geringer aus. Für damit verbundene Eigenanteile – und zwar nur für die reine Pflege und Betreuung – weist der Pflege-Report vergleichbar monatliche Durchschnittskosten von 775 Euro aus.

    Welche Hilfen werden gewünscht?

    Ohnehin sehen die meisten Befragten Herausforderungen und Probleme eher in anderen Bereichen als bei den Finanzen. So wünschte sich die Hälfte der Befragungsteilnehmer mehr Unterstützung mit ganz praktischem Bezug. Dazu zählen etwa „Körperpflege, Ernährung und Mobilität“, „Betreuung und Beschäftigung im Alltag“ sowie die „Führung des Haushalts“ oder „Hilfe in der Nacht“. Generell fühlt sich mehr als jeder fünfte Befragte (22,3 Prozent) bei der Bewältigung der Pflege „eher nicht gut“ oder „überhaupt nicht gut“ unterstützt. Jeder Vierte (24,9 Prozent) der pflegenden Angehörigen kann die Pflegesituation nach eigener Auskunft „nur noch unter Schwierigkeiten“ oder „eigentlich gar nicht mehr“ aushalten. Geht es dabei noch um Demenzerkrankte (33,9 Prozent) oder höhere Pflegegrade von 3 bis 5 (31,6 Prozent), stimmt jeweils rund ein Drittel der Befragten derartigen Aussagen zur Belastung zu. Von den Pflegenden mit hohem HPS-Wert sieht sich sogar nahezu jeder zweite (49,4 Prozent) bei seiner Pflege am Limit.

    Vorschläge zur Entlastung

    Auch die Autoren des Pflege-Reports sehen nach der Befragung Handlungsbedarf. Dies gilt insbesondere für die künftige Ausrichtung und Weiterentwicklung der gesetzlichen Pflegeversicherung. Dabei sollten die individuellen Bedürfnisse der Betroffenen in der häuslichen Pflege – also Haushalte und Familien – in den Fokus rücken. Hier sind die Belastungen im Gegensatz zur vollstationären Pflege nicht so sehr finanzieller Art. Vielmehr gelte es, den emotionalen, psychischen und physischen Belastungen mehr Augenmerk zu widmen. Dafür müssen Leistungen und Hilfen der Pflegeversicherung künftig noch stärker differenziert und individueller gewährt werden. Davon sollten dann vor allem die „hoch belasteten“ Haushalte profitieren, die einen besonderen Bedarf haben oder sich sogar bereits kräftemäßig in einem Krisenszenarium befinden. Zudem bekräftigen die Pflege-Experten: „Ein gezielterer Einsatz der Mittel ist auch angesichts des enger werdenden Finanzierungsspielraums der Pflegeversicherung dringend geboten.“ 

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