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    Demographie

    In die Zukunft geschaut: So altert und schrumpft unser Land.

    Demographie | 19.11.2015 Drucken

    Mehr Zeit … aber wie verbringen wir sie?

    An der weiter steigenden Lebenserwartung in Deutschland zweifelt niemand. Die Frage ist allerdings, in welcher gesundheitlichen Verfassung die dazugewonnene Zeit verlebt wird.

    Bisher ging man davon aus, dass die Menschen länger gesünder leben. In einer neuen Studie von Dr. Nadia Steiber von der Universität Wien wird dies angezweifelt. Nach den Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) verbessern sich wohl die kognitiven Fähigkeiten der Menschen im Alter, allerdings nimmt die physische Gesundheit ab.

    Mehr Zeit ... aber wie verbringen wir sie?In den letzten Jahrzehnten hat die Lebenserwartung aufgrund des Rückgangs der Sterblichkeitsrate im hohen Alter deutlich zugenommen. Viele Studien deuteten zudem darauf hin, dass die später geborenen Menschen nicht nur länger leben, sondern auch gesünder altern. Laut diesen Studien verschiebt sich die altersbedingte Verschlechterung des Allgemeinzustands nach hinten. Anders ausgedrückt: die dazugewonnenen Tage werden gesünder verlebt. Außerdem zeigen Untersuchungen, dass jüngere Kohorten seltener körperlich eingeschränkt sind und länger für sich selbst sorgen können. Auch das Risiko der Altersdemenz jüngerer Jahrgänge soll abnehmen.

    Gesundheit Älterer unter die Lupe genommen

    Dr. Nadia Steiber vom Institut für Wirtschaftssoziologie der Universität Wien hat nun in einer neuen Studie drei Gesundheitsdimensionen der älteren deutschen Bevölkerung von 50 bis 90 Jahren untersucht: kognitive Funktionen, physische und mentale Gesundheit. Dies geschah auf der Basis von zwei Befragungswellen des SOEP von 2006 bis 2012. In dieser Untersuchung werden den Teilnehmern jeweils zwölf Fragen gestellt, um ihre mentale und physische Gesundheit zu ermitteln. Die Fragen beziehen sich unter anderem auf Gesundheitsprobleme, Schmerzen, Vitalität und den Geisteszustand.

    Es handelt sich hierbei also um die subjektive Wahrnehmung der eigenen Gesundheit. Zur Ermittlung der kognitiven Funktionen absolvieren die Befragten den sogenannten Symbol-Digit-Test (SDT), der die kognitive Verarbeitungsgeschwindigkeit misst. Die ermittelten Ergebnisse widersprechen zumindest teilweise dem bisherigen Stand der Forschung. Sie deuten auf eine positive Entwicklung der kognitiven Fähigkeiten hin, da die SDT-Punktzahlen derjenigen, die später befragt wurden, höher ausgefallen sind. Das gilt sowohl für Männer als auch Frauen aller Altersgruppen unabhängig vom Bildungsniveau.

    Gesundheit der Männer verschlechtert sich

    Bei der körperlichen und geistigen Gesundheit sind negative Entwicklungen zu verzeichnen. Die körperliche Gesundheit nimmt laut der Studie bei Männern stärker als bei Frauen ab. Die stärkste negative Tendenz wurde bei Männern mit niedrigem Bildungsstandard im Alter von 50 bis 64  festgestellt. Zwischen 2006 und 2012 haben Männer ihre SDT-Punktzahl um 2,6 Punkte verbessert, bei Frauen wurde eine Verbesserung um 2,2 Punkte gemessen. Gesundheitlich haben sich Männer körperlich um eine Standardabweichung von 0,12 verschlechtert, mental liegt eine Verschlechterung um 0,15 vor. Bei Frauen konnte keine statistisch relevante Verschlechterung der Gesundheit auf körperlicher oder gesundheitlicher Ebene festgestellt werden.

    Gründe: Mehr Technologie, weniger Bewegung

    Bislang ging man davon aus, dass eine Verbesserung der kognitiven Funktionen mit einer Verbesserung der Gesundheit einhergeht. Steibers Analyse deutet nun darauf hin, dass kein solcher Zusammenhang festzustellen ist. Dies sei potentiell mit dem veränderten Lebensalltag älterer Menschen zu erklären. So verlangt die Verbreitung moderner Technologie von ihren Nutzern, mit ständigen Produktinnovationen und neuen Interfaces umzugehen. Beispielsweise könnten Smartphones mit Touch-Funktion die kognitive Verarbeitungsgeschwindigkeit verbessert haben. Laut SOEP-Datensatz hat die Nutzung von Computern und Mobiltelefonen vor allem bei über 65-Jährigen stark zugenommen.

    Lebensalltag liefert Erklärungen

    Zudem arbeiten die späteren Jahrgänge länger, was zur Aufrechterhaltung kognitiver Fähigkeiten beitragen könnte. Gleichzeitig bewegen sich ältere Menschen im Alltag weniger. Das belegt die steigende Verbreitung von Übergewicht in Deutschland. Hierfür könnte beispielsweise das vermehrte Sitzen vor dem Computer am Arbeitsplatz verantwortlich sein.  Es scheint also, dass der moderne Lebensalltag, bestehend aus komplexen Technologien und körperlicher Inaktivität, die zunächst widersprüchlichen Ergebnisse der Studie erklären kann. Ob die steigende Lebenserwartung tatsächlich mit mehr gesundheitlichen Problemen einher geht, lässt sich mit völliger Gewissheit allerdings nicht sagen, da sich die Studie ausschließlich auf die subjektiven Wahrnehmungen der Befragten gründet. Auf jeden Fall ist es aber überraschend, dass wir anscheinend durch Handys und Computer doch nicht „verblöden“,  sondern zum schnelleren Denken angeregt werden.


    Dr. Nadia Steiber studierte zunächst in Wien und später am Nuffield College der University of Oxford. Sie war sowohl Max-Weber- als auch Marie-Currie-Fellow am Europäischen Hochschulinstitut in Florenz. Seit 2012 ist sie Associate des Forschungsnetzwerk Alternde Gesellschaft der MacArthur-Stiftung. Sie ist gegenwärtig als Universitätsassistentin am Institut für Wirtschaftssoziologie der Universität Wien tätig.


    Das Sozio-ökonomische Panel (SOEP) ist eine repräsentative Befragung von mehr als 12.000 Privathaushalten Deutschlands. Das SOEP wird vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin durchgeführt. Befragt werden seit 1984 jährlich dieselben zufällig ausgewählten Personen und Familien.


     

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