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    Demographie

    In die Zukunft geschaut: So altert und schrumpft unser Land.

    Demographie | 7.3.2014 Drucken

    Finanzierung familiärer Hilfsprogramme

    Über die generationenübergreifende Finanzierung der Altersvorsorge liegen viele Daten vor.

    So lässt sich weit in die Zukunft ziemlich genau vorhersagen, welche Auswirkungen die Demografie auf das Umlageverfahren der gesetzlichen Rentenversicherung hat. Aber was ist mit den nichtfinanziellen Leistungen zwischen den Generationen?

    Dazu gibt es bislang nur wenig fundierte Aussagen. Das war Anlass für Martina Brandt vom Max-Planck-Institut für Sozialrecht und Sozialpolitik, sich diesem Forschungsthema zuzuwenden. Auf der Jahrestagung des Forschungsnetzwerkes Alterssicherung (FNA) Ende Januar stellte sie einige Ergebnisse ihrer Untersuchungen zur Unterstützung Älterer in europäischen Staaten vor.

    Klares Nord-Süd-Gefälle in Europa

    Bei der Hilfe für Ältere existiert ein klar erkennbares Nord-Süd-Gefälle in Europa, das sich mit den unterschiedlichen Hilfekulturen erklären lässt. Im Norden ist Hilfe häufig, sporadisch und freiwillig, in den südlichen Ländern zwar eher selten, dann aber in der Regel sehr zeitaufwändig und verpflichtend. Diese Aussagen beruhen auf den Ergebnissen der SHARE-Studie, mit der in elf westeuropäischen Ländern auch nach der Wahrscheinlichkeit und Intensität der Hilfe für Ältere gefragt wurde. Dabei ging es um die Hilfe bei den sogenannten Instrumental Activities of Daily Living (IADL), also zum Beispiel um die Unterstützung im Haushalt, im Garten, bei Reparaturen, beim Einkauf oder bei Formalitäten.

    Wahrscheinlichkeit der Hilfe


    Familiäre Hilfsprogramme

    So ist in den skandinavischen Staaten und in Großbritannien der SHARE-Studie zufolge die Wahrscheinlichkeit, dass Ältere Hilfe erhalten, deutlich höher als zum Beispiel in Spanien. Wenn in den südlichen Ländern wie Italien oder Spanien aber Unterstützung geleistet wird, dann währt sie im Durchschnitt deutlich mehr Stunden je Woche als in Skandinavien.


    Intensität der Hilfe

    Familiäre Hilfsprogramme


    Individuelle und familiäre Faktoren

    Martina Brandt fand aber nicht nur regionale Unterschiede heraus, sondern auch eine Reihe weiterer individueller und familiärer Faktoren, die Häufigkeit und Intensität der Unterstützung beeinflussen. So erhalten finanziell besser Gestellte eher Hilfe von ihren Kindern. Zwar wurde in der Untersuchung nicht nach den Gründen dafür gefragt, aber die Vermutung liegt nahe, dass finanzielle Transfers oder in Aussicht stehende Erbschaften motivierend wirken.

    Gesundheitliche Nebenwirkungen

    Auch die Gesundheit spielt eine Rolle in den Hilfebeziehungen zwischen Jüngeren und Älteren: Eltern mit schlechter Gesundheit erhalten eher Hilfe. Andererseits leiden Kinder gesundheitlich, wenn sie intensiv und länger ihren Eltern Unterstützung gewähren. Dieses Phänomen ist bereits in Familien mit Pflegebedürftigen hierzulande verschiedentlich beobachtet worden.

    Töchter tragen die Hauptlast

    Zwischen den Geschlechtern ist die Verantwortung ungleich verteilt: Töchter tragen die Hauptlast der intensiven Hilfe für ältere Eltern. Diese Feststellung überrascht nicht, Frauen übernehmen erfahrungsgemäß zumeist die Pflege von Familienangehörigen. Interessanterweise erhalten Mütter eher Hilfe als Väter. Das könnte unter anderem durch die längere Lebenswartung von Frauen bedingt sein. Dazu liefert die Studie aber keine weiteren Auswertungen. Bei der Rollenverteilung zwischen Frauen und Männern deutet sich allerdings ein erster Trendwandel an: So helfen jüngere Väter ihren Kindern häufiger als Mütter. Diese Veränderung könnte sich im Laufe der Zeit auch in der Unterstützung der Älteren niederschlagen.

    Wie wirken sich Leistungen Dritter aus?

    Martina Brandt untersuchte in einem zweiten Schritt, inwieweit Dienstleistungen, die vom Staat und am Markt angeboten werden, sich auf die intergenerationale Hilfe auswirken. Dazu zog sie neben den SHARE-Daten Ergebnisse aus OECD-Statistiken mit heran, zum Beispiel den Anteil der Angestellten in Sozial- und Gesundheitsdiensten, die Sozialausgaben pro Kopf und den Anteil der Ausgaben für Familien an den Gesamtausgaben des Staates.

    Weder Crowding in noch Crowding out

    Zwischen den Dienstleistungen von Staat und Markt einerseits und der Unterstützung zwischen den Generationen besteht ein nachweisbarer Zusammenhang, allerdings lässt er sich nicht mit den beiden polaren Auffassung „Crowding in“ und „Crowding out“ beschreiben (sprich: mehr öffentliche Leistungen führen entweder zu weniger oder zu mehr individueller Hilfe). Stattdessen hat Martina Brandt eine Spezialisierung festgestellt, die zwischen diesen beiden Szenarien liegt. So nimmt die Häufigkeit der Hilfe für Eltern mit einem größeren Anteil von Beschäftigten in sozialen Dienstleistungen zu. Umgekehrt sinkt die Intensität der Hilfe zwischen den Generationen, je mehr Beschäftigte diese Sektoren aufweisen.

    Arbeitsteilung zwischen Familie und Staat

    Mehr öffentliche Leistungen haben demzufolge mehr intergenerationale, aber weniger zeitintensive Hilfe zur Folge. Ein Staat, der mit seiner Sozial- und Familienpolitik umfangreiche öffentliche Leistungen schafft, bereitet damit zugleich einen guten Boden für vermehrte freiwillige Hilfe. In diesem Zusammenspiel übernehmen Staat und Markt vor allem die regelmäßigen, planbaren und technisch anspruchsvollen Leistungen. Die Familien hingegen erbringen unregelmäßige zusätzliche Leistungen, die persönliches Wissen über den Angehörigen erfordern.

    Wie ergeht es den Kinderlosen?

    Eine Frage ist damit allerdings noch nicht beantwortet: Wie ergeht es der wohl steigenden Zahl Kinderloser? Im höheren Alter, so beschreibt Martina Brandt die Ausgangslage, werden die Netzwerke kleiner und enge Bindungen zu Partnern und Kindern gewinnen an Bedeutung. Kinderlose seien daher dem Risiko eines Mangels an Unterstützung ausgesetzt. Soweit die Hypothese. Bislang mangelte es an international vergleichenden repräsentativen Studien, die Aussagen zur Situation Kinderloser liefern.

    Ebenso wahrscheinlich, aber weniger intensiv

    Wie wird der Mangel an Kindern ausgeglichen? Wer übernimmt Unterstützung in den sozialen Netzwerken? Welche Rolle spielt der Staat? Diese und weitere Fragen hat die Soziologin als Forschungsfragen formuliert. Einige Antworten darauf liefert sie mit Auswertungen der SHARE-Studie, Welle 2 von 2006, die 13 Länder abbildet. So ist die informelle Unterstützung für kinderlose Ältere zwar ebenso wahrscheinlich, aber weniger intensiv als bei Eltern. Vor allem Geschwister, Freunde und Nachbarn werden dabei aktiv. Martina Brandt macht in diesem Zusammenhang auf ein Problem aufmerksam: Die Zahl der Geschwister, die Hilfe leisten können, sinkt wegen der demografischen Entwicklung in Zukunft.

    Empfehlung: Soziale Dienstleistungen ausbauen!

    Für Kinderlose ist die formelle Unterstützung, also professionelle, bezahlte Pflege und Hilfe, wie zum Beispiel Essen auf Rädern, von großer Bedeutung. Diese Personengruppe nimmt mehr formelle und kombinierte Unterstützung in Anspruch. Aber auch in ihrem Fall gilt der Zusammenhang, der allgemein festgestellt wurde: je mehr soziale Dienste vorhanden sind, desto mehr Ältere erhalten informelle Hilfe und desto weniger intensiv müssen die einzelnen Helfer eingreifen. Der Spezialisierungseffekt wirkt also auch im besonderen Fall kinderloser Älterer. Martina Brandts abschließende Empfehlung: soziale Dienstleistungen ausbauen!


     

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