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    Demographie

    In die Zukunft geschaut: So altert und schrumpft unser Land.

    Demographie | 22.6.2015 Drucken

    Die Kindheit wirkt nach

    Ob sich Frauen für Kinder entscheiden, hängt von vielen Faktoren ab: Partnerschaft, berufliche Karriere, gesicherte Zukunft, Gesundheit. Katharina Wolf, Doktorandin am Max-Planck-Institut für demografische Forschung in Rostock, nennt noch einen weiteren: die eigene Kindheit.

    Sie befasst sich in ihrer Dissertation mit dem Geburtenverhalten von Migranten. „In Deutschland gab es bislang nur wenige Daten dazu. Der Mikrozensus der amtlichen Statistik unterschied in der Vergangenheit lediglich nach Staatsbürgerschaft. Daher eignete er sich nicht für die Migrationsforschung.

    Erfahrungen in der Kindheit prägen den MenschenDoch seit 2005 wird auch der Migrationshintergrund erfasst. Das lässt neue Möglichkeiten der Auswertung zu“, erläutert die Wissenschaftlerin. Sie ging der Frage nach, ob es Unterschiede im Geburtenverhalten zwischen den Generationen gibt und worin diese begründet sein könnten. Die Ergebnisse überraschen durchaus: Ob Kinder Frauen bekommen und zu welchem Zeitpunkt, darüber wird nicht allein im Erwachsenenalter bewusst entschieden, sondern zum Teil bereits viel früher. Das konnte Katharina Wolf am Beispiel türkischer Migrantinnen in Deutschland nachweisen, die in der Türkei geboren und ihre Kindheit verbracht haben, anschließend aber als Jugendliche in Deutschland lebten. „Erfahrungen in der frühen Kindheit und in den ersten Schuljahren haben Einfluss. Die Kindheit entscheidet mit übers Kinderkriegen.“

    Zumindest bei türkischstämmigen Frauen lässt sich das belegen. Sie bilden die größte Gruppe mit Migrationshintergrund in Deutschland. Außerdem sind die in der zweiten Generation in Deutschland geborenen Frauen inzwischen in einem Alter, in dem sich Nachwuchs einstellt. Das lässt Vergleiche mit Türkinnen zu, die erst im Laufe ihrer Schulzeit nach Deutschland kamen. Sie werden häufiger und jünger Mütter als die Töchter türkischer Eltern, die bereits hier zur Welt kamen.

    Ab einem Alter von 16 Jahren leben beide Gruppen von Frauen zwar unter gleichen Verhältnissen in Deutschland, verhalten sich bei ihrer Nachwuchsplanung aber unterschiedlich. „Die meisten Migrantinnen haben, bevor ihr erstes Kind kam, in Deutschland gelebt und damit die gleichen Rahmenbedingungen erfahren“, erläutert Katharina Wolf. Sie kennen die staatlichen Leistungen wie Kinder- und Elterngeld, die Haltung von Arbeitgebern und im gesellschaftlichen Umfeld zum Thema Nachwuchs, die Formen der Kinderbetreuung hierzulande. Es wäre also zu erwarten, dass die gleichen Bedingungen auch zu gleichem Verhalten führen.

    Bildung verändert die Anpassung

    Das ist aber nicht der Fall. Die Wissenschaftlerin führt dies auf die Sozialisation in der frühen Kindheit zurück. „Sie wirkt viel stärker nach, als man es bislang vermutet hat.“ Besonders auf dem Land sind Frauen in der Türkei vor allem für die Familie da, führen den Haushalt, gebären früh viele Kinder. Diese Erfahrungen bleiben offenkundig im Unterbewussten wirksam und beeinflussen spätere Entscheidungen. Wie stark dieser erste Eindruck die Frauen prägt, hängt allerdings wesentlich von deren Bildung ab. „Hochgebildete Migrantennachkommen haben andere Muster der Anpassung. Sie passen sich stärker an und die Kindheitserlebnisse spielen offenkundig nicht mehr solch eine große Rolle“, fasst Katharina Wolf zusammen.

    Handelt es sich nur um ein türkisches Phänomen?

    Interessant wäre es zu ermitteln, ob die Nachwirkung der Kindheit auf das Geburtenverhalten vor allem ein „türkisches Phänomen“ ist oder ob es auch bei anderen Nationalitäten auftritt. Mit den statistischen Daten aus Deutschland wird dieser Nachweis wohl nicht zu führen sein. Allenfalls die Spätaussiedler wären als Gruppe für eine Untersuchung groß genug. „Eine Zusammenfassung von Frauen aus verschiedenen Herkunftsländern verbietet sich, weil jeweils unterschiedliche Normen und Werte in den Ländern herrschen“, fügt Katharina Wolf hinzu.

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