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    Gesetzliche Rente

    Auf Generationen gebaut: So zahlen die Jungen für die Alten.

    Gesetzliche Rente | 20.3.2016 Drucken

    Das Geld spielt nur eine kleine Rolle

    Was motiviert Menschen, über den Renteneintritt hinaus weiter zu arbeiten, während das Gros spätestens zum Zeitpunkt des gesetzlichen Renteneintritts die Erwerbsarbeit beendet?

    Diese Frage wurde vor allem im Zusammenhang mit dem sinkenden Rentenniveau in Deutschland heftig diskutiert. Häufig taucht dann die pauschale Begründung auf, die längere Lebensarbeitszeit sei des Geldes wegen erforderlich.

    Dr. Steven Sass - Das Geld spielt nur eine kleine RolleDas Deutsche Institut für Altersvorsorge hat dazu Untersuchungen angestellt, die zu einem differenzierteren Urteil kommen. Auch der Blick über den Tellerrand des eigenen Landes kann hilfreich sein, um zu verstehen, wie andere Staaten sich jenen Problemen widmen, die auch uns beschäftigen.

    Vor einigen Wochen veröffentlichte das Zentrum für Ruhestandsforschung des Boston College ein Dossier, in dem auf Basis verschiedener amerikanischer Studien festgestellt wird, dass Finanzen zwar die Entscheidung, in den Ruhestand zu gehen, beeinflussen, nicht-finanzielle Faktoren aber weit ausschlaggebender sind. Letztere haben den größten Einfluss darauf, dass Menschen im Rentenalter sich entschließen weiterzuarbeiten. Das DIA sprach mit dem Autor Dr. Steven Sass über sein Dossier. Er zeigte auf, warum finanzielle Kalkulationen im Zusammenhang mit dem Renteneintritt für viele Amerikaner eine größere Rolle spielen sollten.

    Was waren die wesentlichen Ergebnisse Ihres Dossiers hinsichtlich des Einflusses nicht-finanzieller Faktoren auf die Entscheidung, in den Ruhestand zu gehen?

    Die besprochenen Studien unterstützen kaum die Ansicht, dass ungünstige Arbeitskonditionen eine erhebliche Zahl von Erwerbstätigen in den Ruhestand drängen. Stattdessen identifizieren die Studien die Bedeutung nicht-finanzieller Belohnungen, die einige Arbeiter dazu motivieren, erwerbstätig zu bleiben, und die Mehrheit dazu bewegen, in den Ruhestand zu gehen.

    Welche Faktoren hatten den Studien zufolge den größten Einfluss auf die Entscheidung für den Ruhestand?

    Die wichtigsten Faktoren, die Berufstätige dazu bewegen, in den Ruhestand zu gehen, waren das Verlangen nach persönlicher Weiterentwicklung, ernsthaften persönlichen Beziehungen und einem Zugehörigkeitsgefühl. Diese Ziele können erreicht werden, indem man beispielsweise mehr Zeit mit Angehörigen verbringt oder sich mit anderen Dingen außer der Arbeit beschäftigt. Interessanterweise nahmen Erwerbstätige, die planen, länger als durchschnittlich üblich zu arbeiten, weiterführende Arbeit als die beste Möglichkeit wahr, um die obengenannten Ziele zu erreichen.

    „Es sollte keine künstliche Grenze für den Rentenbeginn geben.“

    Glauben Sie, dass die Ergebnisse der unterschiedlichen Studien auf andere Länder anwendbar sind?

    Ja, obwohl das Ausmaß der identifizierten Einflüsse voraussichtlich abweicht.

    In Deutschland wird zurzeit debattiert, wie es einfacher werden kann, über das festgelegte Rentenalter hinaus zu arbeiten. Bestärkt das Dossier die Auffassung, dass es keinerlei Obergrenze für den Renteneintritt geben sollte, da vor allem nicht-finanzielle Gründe Erwerbstätige im Berufsleben halten?

    Ja, es sollte keine künstliche Obergrenze geben, da solch eine Grenze nicht zulässt, dass Erwerbstätige in bestimmten Berufsfeldern über ein gewisses Alter hinaus produktiv sein können.

    Können Sie sich vorstellen, dass die Ergebnisse politische Relevanz für die Vereinigten Staaten haben?

    Nicht-finanzielle Faktoren spielen zurecht eine wichtige Rolle bei der Entscheidung, weiterzuarbeiten oder in den Ruhestand zu gehen. Aufgrund der Bedeutung des Zeitpunkts der Verrentung im amerikanischen Rentensystem ist es aber auch wichtig, die finanziellen Konsequenzen der Entscheidung zu verstehen und umsichtig abzuwägen. Eine hinausgeschobene Pensionierung hat deutliche Auswirkungen auf die Versorgungssicherheit im Alter. Werden die Sozialversicherungsleistungen erst im Alter von 70 beantragt, erhöht sich das monatliche Einkommen im Gegensatz zur Verrentung mit 62 um mindestens 76 Prozent.

    Im Falle eines 401(k)-Rentensparplans (Anm. der Red.: Betriebliche Rente in den USA) ist die Zunahme des Renteneinkommens bei späterem Eintritt in den Ruhestand vergleichbar. Nur wenige Erwerbstätige scheinen allerdings darauf vorbereitet zu sein, selbst abschätzen zu können, wie viel Einkommen sie später brauchen, wie viel sie gespart haben müssen, um potentielle medizinische Kosten zu decken oder wie sehr das längere Arbeiten ihre finanzielle Ausgangslage verbessert. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass viele Berufstätige sich entscheiden, zu früh in Rente zu gehen, und so im Ruhestand nicht hinreichend finanziell abgesichert sind.

    „Das Pensionierungsalter wirkt sich erheblich auf den Ruhestand aus.“

    Sind Sie also der Meinung, dass finanzielle Faktoren eine größere Rolle in den Überlegungen der Menschen spielen sollten?

    Ja. Pensionierungen waren in den Vereinigten Staaten noch zu Zeiten der Jahrhundertwende überaus strukturiert: Finanzielle Anreize in den von Arbeitgebern festgelegten leistungsorientierten Pensionsplänen förderten die Pensionierung in bestimmten Lebensjahren. Auch das Sozialversicherungsprogramm der Regierung bestärkte die Pensionierung im vorgegebenen Rentenalter von 65. Außerdem erzeugten kulturelle und soziale Erwartungen zusätzlichen Druck, in diesen vorgegebenen Lebensjahren den Ruhestand zu beginnen. Zudem konnten Erwerbstätige durch längeres Arbeiten ihr Renteneinkommen nicht erheblich erhöhen. Diese Anreize und Erwartungen sind inzwischen weitestgehend verschwunden. Das Pensionierungsalter eines Erwerbstätigen wirkt sich dafür heutzutage erheblich auf seine Aussichten im Ruhestand aus. Da nur Wenige das verstehen und Erwerbstätige auch generell schlecht darauf vorbereitet sind, für sich einen sinnvollen Rentenplan zu erstellen, sollten finanzielle Faktoren eine größere Rolle in ihren Überlegungen spielen.

    „Die Erwerbstätigen sollten einen Ruhestandsplan entwickeln.“

    Wie können wir sicherstellen, dass Menschen Entscheidungen zu ihrer Verrentung fundierter treffen?

    Am Wichtigsten ist es, das Thema im Bewusstsein der Erwerbstätigen zu verfestigen und Hilfsmittel sowie Faustregeln bereitzustellen, die es ihnen ermöglichen, auf schnelle und unkomplizierte Weise einen grundlegenden Plan zu erstellen. In den Vereinigten Staaten schickt die Sozialversicherungsverwaltung an alle Einzahler Benachrichtigungen in den Jahren, in denen das Alter der Beitragszahler durch fünf teilbar ist, also zum Beispiel im Alter von 25, 30 oder 35 Jahren. Diese Benachrichtigungen werden jeweils drei Monate vor dem Geburtstag jedes Zahlungspflichtigen versandt, von diesem kurz durchgesehen und dann in einer Schublade versenkt. Wenn die Sozialversicherungsverwaltung diese Benachrichtigung an einem einzigen Tag – nennen wir ihn Benachrichtigungstag – verschickt, würden die Medien dieses Ereignis diskutieren und Experten einladen, um den Erwerbstätigen zu helfen, die bereitgestellten Informationen zu verstehen.

    Zweitens würden Finanzdienstleistungsunternehmen ihre Angebote, inklusive ihrer Rentenplanungshilfsmittel, ausgiebig bewerben und zeigen, wie ihre Produkte die Sozialversicherung der Berufstätigen ergänzen können. Auch würden Regierung und Arbeitgeber den Anlass nutzen, um für ihre Finanzunterweisungsangebote zu werben. Am Wichtigsten wäre allerdings, dass Erwerbstätige ihre Ruhestandsplanung mit ihren Kollegen, Partnern und Freunden diskutieren und die bereitgestellten Hilfsmittel nutzen, um einen Ruhestandsplan zu entwickeln.

    Die Fragen stellte Simon Spendler.

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