Nachricht an die Redaktion

    Ihre Nachricht an uns


    Mit * markierte Felder, sind Pflichtfelder

    Vorsorgemappe

    Newsletter abonnieren & kostenlose Vorsorgemappe anfordern.

    DIA Update

    Abonnieren Sie den kostenlosen
    Newsletter des DIA.

    Betriebliche Altersversorgung

    Gemeinsam in einem Boot: So trägt der Arbeitgeber zur Rente bei.

    Betriebliche Altersversorgung | 7.7.2016 Drucken

    „Mit sanftem Zwang“ zur Altersvorsorge?

    Die Idee einer „Deutschland-Rente“ hat die Debatte zur Alterssicherung hierzulande sichtlich beflügelt.

    Doch wie weit kann das neue Rentenkonzept tragen und letztlich Altersarmut entgegenwirken und das womöglich schon als Teil der nächsten Rentenreform? „Altersvorsorge – kein Durchbruch ohne sanften Zwang?“ Darüber diskutierte am 5. Juli in der DIA-Lounge in Berlin der hessische Finanzminister Dr. Thomas Schäfer als einer der drei Initiatoren des neuen Modells mit DIA-Sprecher Dieter Weirich.

    DIA-Lounge Minister Schäfer - „Mit sanftem Zwang“ zur Altersvorsorge?Mit den bisherigen Lösungen zur ergänzenden Altersvorsorge seien vor allem untere Einkommensgruppen und Beschäftigte in kleinen Betrieben nicht zu erreichen. Also gerade da, wo zusätzliche eigene Vorsorge am dringendsten nötig sei, um Lücken in der gesetzlichen Absicherung zu schließen und Altersarmut zu verhindern, benannte der hessische Finanzminister das augenscheinliche Kernproblem. Von ca. 30 Millionen Berechtigten machen demnach nur rund 16 Millionen von Riester-Verträgen Gebrauch. Ungefähr 20 bis 25 Prozent der Riester-Sparer lassen zudem ihren Vertrag ruhen. Eine Abdeckung von 70 bis 80 Prozent der Berechtigten auf Basis des jetzigen Systems hält Schäfer für unwahrscheinlich. Auch die Stärkung der betrieblichen Altersvorsorge greife hier „am Ende zu kurz“. In Kleinbetrieben liegt die Chance eines solchen Angebotes durch den Inhaber nach seiner Einschätzung bei unter 20 Prozent.

    Komplexität schreckt ab

    Die Komplexität des Themas hält nach seinen Worten viele von der Vorsorge ab. Trotz hoher Anreize durch staatliche Zuschüsse werden die Bezieher kleiner Einkommen nicht aktiv. An diesem Punkt setze die „Deutschland-Rente“ mit „sanftem Zwang“ an, so der hessische Staatsminister. Wenn jemand aus dem Kreis der begünstigten Arbeitnehmer nichts tut, „landet er automatisch im Deutschlandfonds“. Vom Lohn führt der Arbeitgeber dorthin Altersvorsorgebeiträge ab. Der Fonds – unter staatlicher Ägide – legt sie zu geringen Verwaltungskosten und „sehr viel stärker als bisher üblich“ in Aktien an.

    Mit dem Produkt wolle man ein zusätzliches Angebot „für eine Gruppe von Menschen schaffen, die bisher ohne zusätzliche Altersvorsorge ist“, warb Schäfer für seine Idee und die seiner beiden Ministerkollegen von Schwarz-Grün in Hessen. Dabei berief er sich nicht zuletzt auf erfolgreiche internationale Beispiele aus Großbritannien und Neuseeland mit dem gleichen System des Opt-out. Das heißt: Arbeitnehmer müssen ausdrücklich ihr Nichteinverständnis mit diesem Automatismus erklären – im Gegensatz zum derzeitigen Opt-in, das Eigeninitiative bei der Altersvorsorge voraussetzt.

    Ohne Zugriff des Staates

    Die Deutsche Rentenversicherung sei dabei nur „Transportmechanismus“ und keineswegs Anleger, stellte Schäfer auf Nachfrage von DIA-Sprecher Dieter Weirich klar. Von dort soll das Geld an eine selbstständige Institution überführt werden. Der „Zugriff des Staates“ sei nicht gegeben, nahm er zugleich auf einen besonders vehementen Kritikpunkt in der aktuellen Debatte Bezug. Sei das „nicht etwas romantisch gedacht?“, kommentierte Weirich, um gleich nachzuhaken: Welche Vorsorgemaßnahmen soll es geben? Es müsse sichergestellt sein, dass der Staat das Geld nicht durch politische Entscheidungen in irgendeiner Form zweckentfremde, erklärte Schäfer. „Deshalb schwebt uns eine Anstalt des öffentlichen Rechtes vor – im Grundgesetz abgesichert, unabhängig wie die Bundesbank.“

    Ein weiterer Kritikpunkt im gegenwärtigen wie auch beim neuen Rentenkonzept, den sein Gegenüber auf dem Podium ansprach: Bei Geringverdienern wird die eigene Vorsorge auf die Grundsicherung im Alter angerechnet. An dieser Stelle sieht auch Schäfer Handlungsbedarf. Das müsse aber behutsam geschehen, „um nicht das Kind mit dem Bade auszuschütten“. Noch einen weiteren Nachteil machte der DIA-Sprecher geltend: Das neue Rentenmodell beschränkt sich wie das bisherige auf Sozialversicherungspflichtige. Soloselbstständige und Kleingewerbetreibende – ebenfalls mit hohem Potenzial für Altersarmut – bleiben außen vor. Schäfers Entgegnung: Hier müsse zuvor eine andere Grundfrage geklärt werden: Was ist mit der Sozialversicherungspflicht von Soloselbstständigen? „Darüber brauchen wir eine neue Diskussion.“

    Sozialpartnermodell hilft nicht allen

    Stichwort Sozialpartnermodell, von Weirich in die Debatte geworfen: Wenn das realisiert wird, braucht man im Grunde keine Deutschlandrente mehr bei der Betriebsrente? In seiner Gegenfrage lieferte Schäfer die Antwort gleich mit: Wen begünstigt das Sozialpartnermodell? Diejenigen, die sich in einer Sozialpartnerschaft befinden – also im Geltungsbereich eines Tarifvertrags. Wenn aber gar keine Tarifbindung da ist, dann hilft das Sozialpartnermodell nicht. Das betrifft nach seinen Worten eine Klientel, die nach der Entwicklung der letzten Jahrzehnte nicht unbedingt kleiner werden dürfte. Dass in der laufenden Legislaturperiode bei der Deutschland-Rente noch viel zu bewegen ist, damit rechnet der Staatsminister aus Hessen allerdings nicht. „Aber Ende des Jahres wollen wir in der Lage sein, eine Initiative im Bundesrat zu starten. Kein ausformulierter Gesetzesvorschlag, sondern eher eine politische Entschließung, in welche Richtung es gehen soll.“

    Nachricht an die Redaktion

    Senden Sie Hinweise, Lob oder Tadel zu diesem Artikel an die DIA Redaktion.

    Nachricht an die Redaktion

    Haben Sie Anmerkungen oder Fragen zu diesem Beitrag? Schreiben Sie uns gern! Wir freuen uns auf Ihre Nachricht.

      Ihre Nachricht an uns


      Mit * markierte Felder, sind Pflichtfelder

      Artikel teilen

      [contact-form-7 404 "Nicht gefunden"]
      Ausgewählte Artikel zum Thema

      Deutschlandrente: schwarz-grünes Signal

      Als ein „Signal für schwarz-grüne Kompromiss- und Handlungsfähigkeit“ hat der hessische Finanzminister Thomas Schäfer (CDU) am Donnerstag das Konzept der von der hessischen Landesregierung vorgelegten Deutschlandrente bezeichnet. Über die Ausgestaltung der Einzelheiten dieses „einfachen und kostengünstigen Standardprodukts“, das zum Selbstkostenpreis von einem zentralen Rentenfonds verwaltet werden soll, werde man in den nächsten Monaten mit allen […]

      Artikel lesen

      Kein Durchbruch ohne sanften Zwang

      Drei hessische Minister entwickelten mit der „Deutschland-Rente“ ein neues Rentenkonzept, mit dem sich ihrer Meinung nach künftige Altersarmut eindämmen lässt. Die Deutschland-Rente soll einfach, günstig, sicher und dennoch renditestark sein. Da sie als Opting-out-Modell konzipiert ist, erhoffen sich die Minister eine deutlich größere Verbreitung als bei der Riester-Rente und in der betrieblichen Altersvorsorge. Doch es […]

      Artikel lesen
      DIA-Lounge Garantien in der Altersvorsorge

      Eine DIA-Lounge mit Garantie

      Wer im Media-Markt ein teures Fernsehgerät kauft und diese Anschaffung mit einer Garantieverlängerung absichert, die über die gesetzliche Gewährleistung hinausgeht, weiß genau, was diese zusätzliche Garantie kostet. Diesen Vergleich nutzte Prof. Dr. Olaf Stotz von der Frankfurt School of Finance & Management, um Zuhörer für das Thema Garantiekosten in staatlich geförderten Altersvorsorgeprodukten zu sensibilisieren. Bei […]

      Artikel lesen
      DIA-Lounge mit Riester

      Walter Riester in der DIA-Lounge

      Der ehemalige Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung in der rot-grünen Bundesregierung Walter Riester hält die Kritik an der von ihm eingeführten staatlichen Förderung der privaten Altersvorsorge (Riester-Rente) für maßlos überzogen. Sie bringe viel Unruhe, sagte Riester im Gespräch mit den DIA-Sprechern Klaus Morgenstern und Dieter Weirich in Berlin. „Ich bin entsetzt, denn Millionen Menschen werden […]

      Artikel lesen
      DIA-Lounge_mit_Laumann-zur-Pflegereform

      Pflege: Großer Wurf oder halbe Sache?

      Um die Zukunft der Pflege in Deutschland drehte sich die Diskussion in der DIA-Lounge mit Staatssekretär Karl-Josef Laumann, Bevollmächtigter der Bundesregierung für Pflege, am 6. November. Wird aus der laufenden Pflegereform der versprochene große Wurf oder am Ende doch nur eine halbe Sache? „Das ist nicht nur eine Reform, wir bekommen eine völlig neue Pflegeversicherung“, […]

      Artikel lesen
      DIA-Lounge-mit_Linnemann

      DIA-Lounge mit Carsten Linnemann

      Mit seinem Vorschlag zur Flexi-Rente hat der Vorsitzende der CDU/CSU-Mittelstandsvereinigung, Carsten Linnemann, einen Kontrapunkt in der Diskussion über die Rente mit 63 und über neue Frühverrentungswellen gesetzt. Das DIA lud ihn aus diesem Anlass am 14. Mai 2014 zur Diskussion in die DIA-Lounge ein. Wenige Tage vor der abschließenden Beratung des Rentenpakets am 23. Mai […]

      Artikel lesen

      Minister Storm zu Gast in der DIA-Lounge

      Wer für Selbstständige eine Pflichtvorsorge fordere, müsse auch sicherstellen, dass diese im Alter zu einer Leistung führt, die Armut verhindert. Dafür gebe es bislang aber keine praktikable Lösung. Mit dieser Begründung reagierte Andreas Storm, Minister für Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie in der saarländischen Landesregierung, auf die Frage, warum entgegen der Festlegung im Koalitionsvertrag von […]

      Artikel lesen